Gedichte über Lebensweisheiten (Seite 68)

Der Sprung über den eigenen Schatten

Gibt’s im Leben ein Malheur
und es geht so richtig quer,
sei’s mit Freunden oder Gatten,
steht im Weg der eigne Schatten.

Könnte es uns nur gelingen,
einfach mal darüber springen,
dadurch wäre ganz gewiss
weg, das größte Hindernis.

Anders ist es bei der Sonne,
die uns scheint zur größten Wonne,
bis es irgendwann zuviel,
dann ist Schatten unser Ziel.

Der Sonne wird es nie gelingen,
über ihn hinweg zu springen,
sie fackelt deshalb gar nicht lang,
spielt einfach Sonnenuntergang.

Nur der Mensch hat eine Wahl,
und beendet Seelenqual,
indem er mutig Anlauf nimmt
und über seinen Schatten springt.

Wenn alle springen, wünsch ich bloß
glücklichen Zusammenstoß!

Vor-Frühling

In den noch grauen Birken zittern
Kräfte, wie bei alten Rittern.
Wenn in der Birke leeren Zweigen
will sich Spur der Knospen zeigen.
dann wird bald es sein zu sehn,
wie das Wunder kann geschehn:
Blatt bei Blatt an vollem Aste,
wie im Rausch nach ihnen fasste.
Lebenwollen ist das Strecken
sich zum Himmel, gleich den Recken,
denen sie zum Gleichnis werden,
selbst der Menschheit hier auf Erden.
Über Not und Tod und Feuern
heißt es stets, sich zu erneuern.
Und heißt auch, sich Hände reichen…
Selbst der Tod setzt so sein Zeichen.

(2014)

eingerahmte Augenblicke

Meine Gedanken
sind wie Fenster
in eine andere Zeit
Sie wirken im
Licht der Sprossen wie
eingerahmte Augenblicke
und drängen nach
sichtbarer Veränderung

Der Blick versinkt
im Raum von Leere.
Im Kaffeesatz
ertrinken Bilder
die den Schlaf
der Zukunft rauben,
und die Gegenwart
gebündelt ertragen.

Zeit, die nur noch
als Geschenk gefühlt,
wirft der Seele Schatten,
der Geist stiehlt sich, mit
Panik im Gepäck,von dannen -
die Zeit bleibt
in meinem Zimmer
mit Allem!

(c)Viola

Alte Zeiten

Man spricht gern von den alten Zeiten.
Geschichten werden aufgewärmt.
Man schwört auf die Vergangenheiten.
Und jeder der darüber schwärmt.

Was einst geschah, wird frisch gestrichen.
Gelaugt, gewienert und poliert.
Vom Wahrheitskern wird abgewichen,
zuweilen wird er umfrisiert.

Das Gestern wird zur Anekdote.
Es blühen Schalk, Humor und Witz.
Es kommt daher in neuer Mode.
Da lächelt der Gedankenblitz.

Was heut' geschieht, das wird sich zeigen.
Es ruht und bleibt bis demnächst brav.
Bis dahin wird man es verschweigen.
Es dämmert im Dornröschenschlaf.

Wir schwärmen gern von alten Zeiten.
Die Wahrheitsliebe mahnt, jedoch,
man findet keinen Punkt zum Streiten.
Und weiter heißt es: Weißt du noch?

Das oben nach unten

Das oben stülpen wir nach unten.
Die Dunkelheit rückt man ins Licht.
Erst ist man frei, dann angebunden.
Die Kür beginnt nach einer Pflicht.

Man singt ein Lied, und wird dann schweigen.
Erst träumt man süß, dann wird man wach.
Im siebten Himmel fiedeln Geigen.
Erst liebt man sich, dann gibt es Krach.

Das Himmelhoch fällt auf die Nase.
Statt Beifall hagelt es Kritik.
Man steht auf der Verliererstraße.
Und aus der Traum, vom großen Glück.

Den schlimmen folgen gute Zeiten.
Was aussichtslos erscheint, gelingt.
Man legt nicht Wert darauf zu streiten.
Was uns dem Himmel näher bringt.

Gedichte über Lebensweisheiten - Seite 68

Der Sprung über den eigenen Schatten

Vor-Frühling

eingerahmte Augenblicke

Alte Zeiten

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