Gedichte über Lebensweisheiten - Seite 67

Der Jungfrau-Mann ist sehr bescheiden,
schon auch, um Kosten zu vermeiden…..

Bei dem Manne weiß man nie
ist es nur Diplomatie,
oder sinnt er gar stattdessen,
mit bewährten Raffinessen,
als ‚ungeeignet’ sich zu tarnen -
versucht ihn eine zu umgarnen.

Was ihm einerseits sehr schmeichelt,
wenn sie ihn mit Worten streichelt,
ist ihm andrerseits suspekt,
weil Absicht wohl dahinter steckt -
doch fängt sie ihn am Ende ein,
wird es bestimmt für immer sein.

Sein größter Schmerz auf dieser Welt,
geht etwas weg von seinem Geld,
noch wichtiger als die Verdauung,
ist merkantile Weltanschauung –
ständig geht’s jedoch bergauf,
hat auch sie das Sparen drauf.

Etwas Dummes macht er nie,
Liebe fühlt er nur für sie.
Sex-Sirenen sind ganz ehrlich,
für ihn völlig ungefährlich -
er ist im Voraus abgeschreckt
durch seinen Rechner-Intellekt.

Natürlich darf auch sie’s nicht wagen,
und über ihre Stränge schlagen,
als liebe Mutter seiner Kinder
lebt es sich doch viel gesünder -
und als schöne Endstation
winkt die sichere Pension.

Heidi Geiberger

Es gibt so viele schöne Sachen,
die wir im Lauf’ des Lebens machen,
nicht nur die Arbeit macht uns froh,
viel freut uns auch ganz anderswo -
doch kommt der größte Optimist,
der niemals zu erschüttern ist,
dann eines Tages auch darauf –
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

Wie uns die Erfahrung lehrt,
geht’s im Leben oft verkehrt.
Frühmorgens, noch nicht aufgewacht,
der Teufel sich ins Fäustchen lacht,
wenn der blöde Wecker bimmelt,
- ein Möbelstück, das niemals schimmelt,
haut denn keiner auf ihn drauf?
Wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

So wird der Mensch schon früh lädiert,
bis er sich seine Brötchen schmiert;
ein weiches Ei, schon ist er munter,
dazu Kaffee, der spült es runter.
Schon mahnt ein Mitmensch: „Du musst geh’n“,
man kann die Welt nicht mehr versteh’n,
hetzt ins Büro im Dauerlauf –
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

Zum dritten Mal das Blatt sich wendet,
weil jede Hetz’ am Schreibtisch endet,
man liest die Zeitung kreuz und quer,
schon ruft der Chef!... Was will denn der?
Er teilt nicht unsre Weltanschauung,
dass Arbeit diene der Erbauung,
nein, er hält fest den Daumen drauf -
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

In jedem Jahr gibt’s außer Plage
die wohlverdienten Urlaubstage.
Die Fahrt ist schließlich überwunden,
der schönste Ferienplatz gefunden,
zwei Wochen lang schreibt man nur Karten,
weil die zu Hause darauf warten.
Schicksal, nehme deinen Lauf -
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

Jeder hat schon mal erlebt,
dass sein Herz vor Sehnsucht bebt,
mit dem heiß geliebten Stück
fühlt man sich wie Hans im Glück.
Was man einst so heiß begehrt,
plötzlich an den Nerven zehrt,
zum siebten Himmel stieg man rauf -
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

So geht es auf der Lebensleiter
Jahr für Jahr ein Stückchen weiter,
immer vorwärts, nie zurück
und hast du mal ein bisschen Glück,
ist dir ein Mitmensch nicht gewogen,
schon ist das bisschen Glück verbogen.
Mach’ dir nichts draus und pfeif’ darauf -
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

Wer da noch optimistisch bleibt,
den Optimismus übertreibt.
Es gibt kein „Opti“ ohne „Mist“,
der Optimist das gern vergisst,
doch wird er schmerzlich dran erinnert,
wenn seine Lage sich verschlimmert.
Man zahlt im Leben immer drauf -
wenn’s am schönsten ist, hört’s auf!

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