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Gedichte über Krankheit - Seite 39


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Der ewige Patient

Schon lange
ist das Datum rot.
In den Kalender sah ich bange,
schlug manche Stunde tot,
bis zum Moment, den ich ersehnt,
herbei gefürchtet und erhofft,
kein Sterbenswort auch nur erwähnt,
nicht recht geschlafen,
wie so oft.

Nun sitz‘ ich hier
in trüber Stille,
denn dieser kranken Kummerrunde
hilft keine Wunderpille,
so schmerzt das Warten schier.
Hier windet sich kein Lebenswille
zur roten Schicksalsstunde,
wo weiter tickt die laute Uhr
nur noch vom Räuspern ausgeblendet.
Zerpflückte Schundliteratur
auch keinen Trost mir spendet.

Nur hier
will jeder gern der Nächste sein.
Noch vier vor mir.
Wann darf ich endlich rein?

Nach Ewigkeit mein Name fällt
und explodiert in meinem Ohr.
Ich bin jetzt in das Innerste gestellt -
und warte wieder wie zuvor.

Doch nun
verklumpt die Zeit zu Brei,
der Arzt hat immer noch zu tun,
mein Blick zieht ganz allein vorbei
an Instrumenten, Pflaster, Spritzen,
zwei Hände, die im Schoße ruh‘n,
beginnen nun zu schwitzen.
Da fällt der weiße Kittel ein,
und ruft:
„Sie sitzen, das ist fein!“

Dabei spricht er zu dem PC,
dann sagt er nichts,
ich denk: O je!
Dann endlich doch erlöst ein Wort
mich von dem Weh,
wie es mir geht,
weiß er sofort,
und dann erklärt er‘s mir genau,
in richtig wichtig langen Sätzen.
Ganz instinktiv stell‘ ich mich schlau,
lass mich von seiner Rede hetzen.

Sein letztes Wort
ein weises wie so oft
hallt noch in meinem Kopf.
Nun ist er leer,
mich zu erinnern fällt schon schwer.

Ich armer Tropf
komm' immer wieder her.
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