Sortieren nach:

Gedichte über Kinder - Seite 137


"Kinder machen nicht das, was wir sagen".

„Kinder machen nicht das, was wir sagen, sondern das, was wir tun.“
Zum Tode von Jesper Juul
(25.07. 2019)

Kinder ahmen unser Handeln nach,
Sie verhalten sich wie Lifekopisten.
Erst viel später rückt die Einsicht nach,
Doch bevorzugt sind wir immer Egoisten.

Juul sieht stets das „Kompetente Kind“,
Das selbst weiß, was es ja kann und will,
Wie's ihm geht, wo seine Eltern sind,
Bestimmend mit dem eigenen Steuerziel.

Antiautoritäres, das war nicht sein Stil,
Den Paradigmenwechsel wollt' er haben
Und die Eltern, die mit viel Gefühl
Ihre Kinder nach den eigenen Zielen fragen.

Doch reicht dann die „Leitwölfin“ noch aus,
Wenn die Kinder alles steuern wollen?
Kann denn Grenzen setzen noch zuhaus,
Wenn die Kinderchen sich alle Herrschaft holen?

Ist es nicht bloß Energieverschwendung,
Wenn im Elternhaus man ständig diskutiert
Und Verhärtung stattfindet, ohne die Umwendung,
Mit der man vernünftig Gutes Leben führt?

Ja, der Elternflüsterer meint's gut,
Er kennt auch Erziehungswidersprüche.
Gerade deshalb macht' er vielen Eltern Mut,
Damit die Familien geh'n nicht in Brüche.

Wenn die Eltern immer handeln würden,
Wie es Menschlichkeit ja schon verlangt,
Gäbe es nicht jene hohen Hürden,
Mit denen das Recht nur Pflicht belangt.

Natürlich gibt es jene Handlungsmuster,
Mit denen die Eltern auch verführen,
So dass Kinderseelen werden duster,
Wo sie Unmenschliches verspüren.

Doch die Kinderwelt, sie braucht kein Leid,
Kinderleid ist immer ein Verbrechen.
Deshalb, Eltern, bleibt mir ja bereit,
Um mit Kindern über deren Not zu sprechen!

Und so manches Kind lernt Ignoranz,
Schlimme Eifersüchtelei im Elternhaus,
Manchmal Intrige, Neid, Intoleranz,
Reist zur Inhumanität oft gerne aus.

Erziehung bleibt deshalb ein Weltereignis,
In dem sich die vielen Bilder brechen,
Wo nicht jedes Handeln wird zum Gleichnis,
Wenn sich dort Komplexe rächen.

„Die Starken für die Schwachen!“
Doch sind die Starken auch die Guten,
Die schwache Kinder nicht verlachen,
Damit denen die Seelen bluten?

Manche Ehe ist daran zerbrochen,
Dass zu unterschiedlich die Konzepte
Und die Kinder nur Schwächen gerochen,
Wenn Herrsucht gegen Freiheitskonzepte.

Und der Freiraum schafft ja nicht
Ganz automatisch Freiheitsräume,
Wenn das Machtgelüst' einbricht
Und zerstört die Lebensträume.


©Hans Hartmut Karg
2019

*
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige


... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Opas Geburtstag

Opa werden ist nicht schwer,
das machen doch die andern.
Doch Opa bleiben fordert sehr,
da muss man ständig wandern.

Nicht von den Alpen bis zum Brocken,
oder von der Oder bis zum Rhein.
Man darf nur nicht hinterm Ofen hocken
und muss vielfältig tätig sein.

Bei Hausaufgaben helfen ist Pflicht,
egal ob Geschichte oder Mathe,
denn mancher begreift es nicht,
was er schon alles hatte.

Die Freizeit bei Sonne und Matsch
mit Enkel Ist Opas ganzer Stolz,
redet er dann auch viel Quatsch,
das ist nicht hart wie Holz.

Da werden Dinge vollbracht
mit Vorbereitung und Fantasie,
ganz egal, ob Tag, ob Nacht,
vieles kannten sie noch nie.

Luft aufpumpen, Drachen steigen,
Kirschen pflücken, Unkraut zeigen.
Hund dressieren, Pilze suchen,
Plinze backen und kleine Kuchen.

Sudokus machen, Kreisel drehen,
mit Gummis flechten und stricken,
beim Zirkus in die Tierschau gehen,
Spatzen in die Nester blicken.

Knie aus der Dreckschicht heben,
Lenker gerade biegen,
notfalls auch ein Pflaster kleben,
Hauptsache wir siegen.

Auf dem Papier Schiffe versenken,
am Finger den Fidget Spinner drehen.
Bei größeren die Drohnen lenken,
auch nach jungen Katzen sehen.

Den Greifarm mit Magnet benutzen,
Eier aus den Nestern klauben,
mit dem Trimmer Rasen stutzen.
Ringe entziffern bei den Tauben.

Im Winter Heu zu Rehen schaffen,
Kaninchen füttern und säubern.
Dabei in jeden Fuchsbau gaffen,
ob schon Nachwuchs bei den Räubern.

Aus Zahnpasta Tuben Zinnfiguren gießen,
zum Malzkaffee Getreidekörner rösten.
Raketen mit viel Luftdruck schießen,
bei schlechten Zensuren auch mal trösten.

Bei Opa kann immer was geschehen.
Das gefällt den Enkeln sehr,
drum ist er stets gern gesehen,
doch eine Oma kann noch mehr.

26.08.2019 @ Wolf-Rüdiger Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige