Gedichte über Jahreszeiten - Seite 81

Nebel, Nebel ohne Ende
Alle Blumen sind jetzt fort
Und das Beet der roten Rosen
Ach wie traurig ist der Ort

Trist und nasskalt ist das Wetter
Langsam habe ich es satt
Am Geäst der meisten Bäume
Sieht man jetzt nicht mehr ein Blatt

Doch am Wegesrand vereinzelt
Ist erstaunlich was ich seh'
Es gibt mir ein wenig Hoffnung
Denn dort blüht noch roter Klee

Viele Vögel sind verschwunden
Doch der Reiher ist noch hier
Und den Goldfischteich im Garten
Nimmt er frech als sein Revier

Dunkel wie ein schwarzer Schleier
Legt sich Schwermut auf's Gemüt
Trübsal blasen bis zum Frühling
Bis es wieder grünt und blüht

Man hat sich lange gut vertragen,
doch damit ist es jetzt vorbei,
denn Bäume werden um sich schlagen,
es kommt zur Massenschlägerei.

Gejätet wird im Schrebergarten,
geharkt wird im Gemüsebeet.
denn länger möchte man nicht warten,
Tomaten werden angesät.

Mit guten Freunden wird man grillen.
Es zischt so manches Fässchen Bier.
Die ersten Mücken wird man killen,
sie haben uns im Kreuzvisier.

Kein Mensch bleibt mehr in sich verkrochen.
Der Monat Mai verleiht uns Schwung.
Beflügelt werden morsche Knochen,
die setzen an zum Freudensprung.

Geweckt wird jeder Siebenschläfer,
weil man die Tat für nötig hält.
Der Mai und andre plumpe Käfer
erblicken nun das Licht der Welt.

Der Wonnemonat kann nicht klagen.
Ein Baum zeigt zartes Blättergrün,
ein Buchenhain pflegt auszuschlagen.
Die Apfelbäume sind am Blühn.

In Schwung kommt jeder Schrebergarten,
und Würstchen landen auf dem Grill.
Ein Ende hat das lange Warten,
man pfeift jetzt auf den Alltagsdrill.

Jetzt zählen wieder Kind und Kegel.
Die Muse sieht auf einmal Land.
Am kleinen See hisst man die Segel,
und kleine Kinder backen Sand.

Die lange Weile wird geboren.
Man gönnt sich endlich Raum und Zeit.
Der Hektik hat man abgeschworen,
man übt sich in Gelassenheit.

Im Park wird man die Wonne pflegen
per Pedes und per Fahrradschlauch,
doch Vorfahrt haben Kinderwägen,
das ist seit altersher so Brauch.