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Gedichte über Gott - Seite 4


ich flehe

abrüsten, innerlich, äußerlich, zu verzichten
neu lernen, nur das kann diese Erde retten,
dachte ich, meintest du; wir waren so sicher,
so soll es sein; sich hoffend Hände reichen -

weltweit; wenn Zeiten sich wenden, änderst
du dein Denken - das Zweifeln bleibt, meinst
du, Aufrüstung kann je zum Frieden führen?,
diesen Despoten in seine Knie zwingen?, zum

Umdenken bringen? fragen wir uns sehr bang,
und so ratlos, unsicher; ist weit weg, fühlte ich,
hast du gemeint - das im Jemen war ja nur in
der Tagesschau, ein wenig spenden, und du

warst wieder ruhig; nun ist der Krieg nah bei
uns, Beistand ist nötig; erstarrt unser Denken
in Moll; und du lauschst vergrabenem Erinnern:
da schießen sie wieder!, diese tödliche Gewalt

auf Befehl, Patrioten Geschrei und Panzer!, sie
rattern dir durch Kopf, Seele und alle Glieder,
du verschiebst es, drängst es weit weg, nein!,
nicht schon wieder!, war doch alles schon mal!,

und ich war ein Kind!, Trümmer, sie schwelten,
und auch die Verbrannten am Rand des Wegs
durch deine zerstörte Stadt, und da war dieser
Geruch!, so viel Angst und Flucht und Trauer,

Entwurzelungen!, und du siehst und hörst, die
Männer sollen wieder zu Helden werden, hurra,
wir lernen das Kämpfen neu - und verdrängen zu
schnell, dass unsere Erde zu Tode erkrankt ist,

dass immer noch die Viren wüten weltweit; und
du weißt es doch, dass der Feind in dir ist, wenn
die Himmel brennen, immer wieder - der Krieg?,
haben wir nichts dazu gelernt, alles vergessen?,

das Trösten und das Lieben?; Nachtnebel fressen
meine mühsam schön gefärbten Tagträume auf,
und ich flehe, du, Gott, an dem ich zweifle, erhör
uns und vernimm den Jammer deiner Schöpfung

© M.M.
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Das katholische Kind.

Bigotter Gehorsam war dem Klerus geschuldet,
und von uns Kindern von klein auf erduldet.
Wenn Pfarrer Böckl, der gestörte,
uns Kinder im Beichtstuhl verhörte,
was für uns Kleine grässlich,
ob die Sünden schwer waren oder lässlich.
Er lockte Geständnisse aus uns Zwergen;
wir hatten wahrlich nichts zu verbergen.
Mit List konnten wir uns überwinden,
harmlose Sünden zu erfinden.
Manch lange Buße, die auf mich gekommen,
hab ich mit nach Haus genommen.
Nun, bigott bin ich nie gewesen,
aber mein braves Wesen
richtete sich nach der Obrigkeit,
denn mit Auflehnen kamen wir nicht weit.
Außerdem kannten wir so was nicht.
Demütig in Geduld und Verzicht,
stampften wir tapfer durch Kälte und Schnee;
im Warmen taten die Finger weh.
Ja, Demut wurde von uns verlangt,
Wehleidigkeit aberkannt.
Wenn ich an die Schulmessen denke,
an die Herrgottsfrüh und die Kirchenbänke,
wo wir knien mussten in den Reihen,
hungrig und durstig, das war schon Kasteien.
Ganz ehrlich?
Was Gutes hat die Askese schon.
Wenn`s schwer wird, lauf ich nicht davon.
Auch wenn mir nicht viel bliebe,
hätte ich noch meine Nächstenliebe.
Ich beziehe Gott aus dem Herzen,
ab und zu Kirchgang, Weihwasser und Kerzen.
Andersdenkende nie ich bekehrte,
lebte allein die christlichen Werte.
Innehalten im Gotteshaus,
das In-sich-kehren, das macht schon was aus.
Da die Christen von heute kaum noch gläubig sind,
ruht in mir noch das katholische Kind,
lässt Gott in seine Seele schauen,
wenn die Sorgen hohe Berge bauen,
denn, wohin soll es hin mit seinen Fragen,
wenn Menschen ihm nichts mehr zu sagen haben!
Gott ist meine letzte Instanz,
entzogen habe ich mich seiner nie ganz.
Im Glück brauchte ich ihn nicht,
doch im Dunkeln zeigte er mir immer sein Licht.
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