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Gedichte über Gewalt - Seite 55


Doppeltes Pech

Ein Mann, der alle anderen für das Unglück seines Lebens verantwortlich machte ging, in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, durch die Vororte der Großstadt, in der er lebte, um sich einmal an den Menschen zu rächen die es, seiner Ansicht nach, auf seinem Rücken zu Wohlstand gebracht hatten. Er zerstörte die Fensterscheiben an den Häusern und sprühte derbe Worte an die Mauern und Zäune der einzelnen Grundstücke. Er trat gegen die Rückspiegel der parkenden Autos und riss die Scheibenwischer heraus. Ein Mann, der ihn daran hindern wollte, wurde so brutal zusammen geschlagen, dass er leblos vor seinem Grundstück liegen blieb.

Auf dem Weg der Zerstörung machte er auch vor einer Telefonzelle nicht halt. Er riss den Hörer ab und trat so stark gegen das Telefon, dass es mit einem riesigen Scheppern durch die Scheibe der Telefonzelle krachte. Durch den Schwung seiner Tritte fiel der Mann hinterher und verletzte sich schwer an den Glasscherben, die sich sowohl in sein Gesicht als auch in den Körper schnitten.
Er verlor dadurch viel Blut und wollte sofort einen Rettungswagen anrufen. Allerdings hatte er die einzige Telefonzelle dieser Gegend zerstört und Mobiltelefone waren zu der Zeit noch nicht so verbreitet. Letztendlich gelang es ihm, sich in einen Vorgarten zu schleppen, in dem er dann auch gefunden wurde.

Im Krankenhaus wurde ihm gesagt, dass sein Auge, das von einer Glasscherbe zerstört wurde, nicht mehr gerettet werden konnte weil der Unfall einerseits zu spät gemeldet wurde und weil andererseits zu viel Zeit vergangen sei bis sie einen Spezialisten aus einem anderen Krankenhaus herbeiholen konnten, da der hiesige Augenspezialist , vor seiner Haustür, von einem Unbekannten niedergeschlagen wurde.

© Michael Jörchel


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das leiden der füchse

achtung! tierquälerei!


ein schöner tag. die sonne scheint,
die's heute gut mit allen meint.
der stolze jäger geht auf pirsch,
doch steht der sinn ihm nicht nach hirsch.
nein, heute soll ein fuchs es sein.
darum geht er auch nicht allein.
sein wack'rer dackel Balduin
darf mit ihm und begleitet ihn.

sie gehn nicht weit. da vorne, schau,
ist da nicht schon vom fuchs ein bau?
der jäger schleicht nun wie ein luchs.
da drinnen ist bestimmt ein fuchs.
dann schickt voraus er Balduin,
zu suchen in dem fuchsbau ihn.
derweil macht er sich's selbst bequem.
ein kampf im bau kann lange gehn.

der hund kriecht tapfer auch hinein.
bald kläfft es und rumort es laut.
der jäger ist davon erbaut.
der hund beisst auf die füchsin ein,
die ihre jungen schützen will.
die kauern nur und sind ganz still.
drauf hört die füchsin man laut schrein,
doch ihre kinder hört man nicht,
zerwürgt und weil's genick leicht bricht.

schon kommt die fähe angekrochen:
sie blutet stark und wird erschossen.
dann kommt der dackel auch heraus.
der sieht selbst ganz erbärmlich aus
und hinkt jetzt stark auf einem bein.
so fröhlich kann die fuchsjagd sein.

und nun, nach des gemetzels ende,
reibt sich der jägersmann die hände.
"ein guter tag", hört man ihn sagen,
"heut hab ich wieder zugeschlagen".
zum hund meint er: "na, alter knabe.
du übst noch in der schliefanlage."
dann tritt er seinen heimweg an,
den dackel fürsorglich im arm.

und was man sonst noch sagen kann:
kein fuchs hatte dem jägersmann
je etwas böses angetan.
und tollwut gibt's in unsern breiten
nur noch im kopf von jägersleuten.


Copyright © Marmotier 2013
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