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Gedichte über Gewalt - Seite 50


vier worte

titten, pissen, arschloch, ficken,
Vier Worte hallen durch den Raum,
Urschreie meiner Seele,
Urgewalt meiner Geschichte,
sie gesellen sich zu paaren,
scheinbar willkürlich
und dann doch voller Sinn:
titten-pissen und arschloch-ficken,
Zwei bedeutungsvolle Wortpaare,
nicht für jede Frau gedacht,
nicht für Jedermann gemacht,
das titten-pissen und das arschloch-ficken,
und ich will das auch gar nicht,
das titten-pissen und das arschloch-ficken,
weder will ich titten bepissen,
noch will ich arschlöcher ficken,
eher im Gegenteil:
ich möchte sanfte, zärtliche
und liebevolle sexualität,
streicheln und gestreichelt werden,
sehne mich nach Zartheit und Behutsamkeit

eher beschreiben diese vier Worte,
was mir selbst widerfahren ist:
mein Körper ist bepisst, benutzt,
verachtet und misshandelt,
mein Arschloch gefickt worden,
sexueller Missbrauch in Reinform -
und mit verheerenden Folgen für
mich und meine zarte Kinderseele,
mich und meinen zarten Kinderpopo

wofür ich früher keine Worte hatte,
das fasse ich heute in vier Worten zusammen:
titten, pissen, arschloch, ficken,
vier Worte, die scheinbar sinnlos
aneinander gewürfelt sind,
reihen sich insgeheim zu Horror und Grauen -
bis heute, zu Sinn und macht,
und ich bin froh, dass es so ist,
bis heute teile ich auf diese Art und Weise mit,
was mir passiert ist,
wenn auch nicht ganz freiwillig,
teile mit, was geschah,
als ich noch so klein und wehrlos war,
ich nehme kein Blatt mehr vor den Mund,
bin ein offenes Buch und sage, was war,
und das ist gut so!
ich lobpreise meine vier Worte,
singe, summe, spreche und brülle sie,
meine vier Worte:
titten, pissen, arschloch und ficken,
ein Glück, dass es sie gibt,
diese vier Worte


ls27082011
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In der Hitze des Gefechts

Hans stand vor Gericht vor Tagen,
er hat seine Frau erschlagen.
Fragt der Richter ihn "Warum?"
"Weil mein Weib mich nervte, drum!"

Spricht der Richter: "Unerhört!
Sind Sie irgendwie gestört?
Dieses müssen Sie erklären,
darum will ich weiterhören."

"Wohnt im Haus seit Jahr und Tag
so ein kleiner Menschenschlag.
Die Familie, da hat jeder
nicht mal anderthalben Meter."

"Ich bedaure PYRENÄEN
sagt mein Weib und meint PYGMÄEN.
Auf mein Richtigstellen schroff,
sagt sie "Das ist Hautwirkstoff!"

"Hautwirkstoff, das ist PIGMENT!"
Römer schrieben drauf behend."
"Nein,.jetzt meinst du PERGAMENT,
wie man's aus der Schule kennt."

"Das ist wenn man stecken bleibt,
und was nicht zu Ende schreibt."
"Nein, das heißt "FRAGMENT" sag ich.
Schluss jetzt! - Ich beherrsche mich."

"Schärfer war sie, als ein Messer!
Aber sie weiß alles besser!
Kaum 'ne Stunde war vergangen,
hat sie wieder angefangen:
"Ich geh jetzt zum LEGIONÄR,
wo ich gut französisch hör."
"LEKTOR meinst du", sage ich.
"Trojaheld" belehrt sie mich"

"Aber nein, der Held hieß HEKTOR
"Das ist " meint sie ohne Spaß,
"Landwirtschaft - ein Flächenmaß."
"HEKTAR" mein ich "Gottseidank"
"Nein, das ist ein Göttertrank!"
"Du meinst NEKTAR" sag ich nur,
doch von Einsicht keine Spur.

Nämlich dabei fällt ihr ein:
"Bald gras ich am NEKTAR,
bald gras ich am Rhein.
Mir und Anna gut gelungen,
als im Duo wir gesungen."
"Ach das heißt doch im DUETT"
"Scharfer Zweikampf wär komplett!"
"Weib, jetzt meinst du das DUELL" ---
"Dann ging alles furchtbar schnell!

Weil es so nicht weiter ging,
sah ich, wo der Hammer hing!
Ich hab nur noch zugeschlagen!
Bin ich dafür zu verklagen?"
Doch der Richter sah es ein:
"Das kann nur ein Freispruch sein!
Ich hätt selber, muss ich sagen,
schon bei HEKTOR zugeschlagen!"

Hat der Mann nicht falsch gebucht?
Er hat sie sich ausgesucht!
Doch den Fehler viele machen, -
schielen nur nach andern Sachen.
Dieses Unglück fand schon statt,
als man sich genommen hat.
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