Hinter fieberheißer Stirn
drängt das anspruchsvolle Hirn,
dem faden Alltag zu enteilen,
im Musentempel zu verweilen,
sich dem Rausche hinzugeben,
enthusiastisch zu erbeben,
wenn fantasievoll wir betreten
das Gewächshaus des Poeten.
Subtil gewählte Saaten keimen,
ob in Prosa oder Reimen,
wo packende Balladen zünden,
unsterblich in Zitaten münden,
sich teils devot, teils unbescheiden
verführerisch in Wohlklang kleiden,
wo die verwegensten Gedanken
geordnet an Spalieren ranken,
je nach Schweregrad der Rührung
und dem Ausmaß der Verführung,
wo in grenzenlosen Räumen
wir trunken von Elysium träumen.
Der wirre Kopf, er möchte gern
zehntausend rote Rosen pflanzen
und federleicht von Stern zu Stern
nach sanften Sphärenklängen tanzen.
Indes der bleibeschwerte Fuß,
der pflügt am Boden trocknen Staub,
verweigert uncharmant den Gruß,
für jegliche Verlockung taub.
Günter Uebel, April 2022