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Gedichte Über Gedanken - Seite 137


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Die Halskette

Was als Schmuckstück gerne präsentiert,
manchen Frauenhals hübsch dekoriert.
Ein schönes Geschmeide gereicht zur Zierde,
derart Halskette selten eine schwere Bürde.

Anders sieht es mit dieser Unsichtbaren aus,
die mancher um seinen Hals mit sich trägt.
Das ganze Leben wird mit ihr zum Graus,
weil sie die Lebensfreude doch sehr prägt.

Es ist diese selbstangelegte schwere Eisenkette,
geschmiedet aus vielem negativ Erlebten.
Für jede erlittene böse Erfahrung eine Klette,
ein weiteres Glied gesammeltem Unerbetenen.

Die ersten Elemente schon als Kind erhalten,
als Basisglieder sie besonders gravierend sind.
Lebenslang sie sich mehr belastend gestalten,
sie je loszuwerden, nur sehr selten gelingt.

Ein traumatischer Schicksalschlag zur Kindheit
fügt mehrere Kettenglieder hinzu zur Seelenlast.
Das sorgt schon früh für die weitere Lebenszeit
nicht mehr unbeschwert man sein Los auffasst.

Niemand sieht dieses bedrückende Schätzchen,
das sich von da an weiter stückweise ergänzt.
Das ist nicht, wie eines dieser Charms Kettchen,
mit dem jedes Mädchen so gerne aufglänzt.

Wann immer auch der Anfang dafür gelegt,
diese Belastung am Hals ist nicht gesund.
Je mehr neue Eisenringe das Leben beiträgt,
das weitere Dasein läuft nicht mehr so rund.

Manchmal glaubt man durch kleine Erfolge,
das erdrückende Gewicht wird gleich leichter.
Kettenglieder angehoben von Heliumballone,
in Menschenform, wie kleine helfende Geister.

Umso mehr zieht sich dann die Andakonda zu,
wenn die Geister wieder verschwunden.
Wie eine Würgeschlange mit zwei Handschuh,
Hals und Rumpf erdrückend umwunden.

Es scheint häufig nur eine Frage der Zeit,
oft fehlen nur noch wenige neue Kettenglieder,
dann ist man diese Dauerlast einfach leid,
und schreit hinaus, was einem alles zuwider!

Oftmals trifft es andere unschuldige Kettenträger,
es ist einem egal, wie schwer belastet sie sind.
So werden viele selber zum Kettengliedtäter,
fügen welchen sie hinzu, sei es noch ein Kind.

Ein Blick schon reicht mitten schwerer Augenringe,
in bedrückte Gesichtsausdrücke um uns herum.
Ab einem gewissen Alter hat jeder diese Schlinge
in individueller Schalform als sein Unikum.

Nicht jeder hat alleine die Kraft und Stärke,
das Gewicht dieser Last still zu ertragen.
Zwei Menschen gemeinsam am Werke,
haben oft den Mut, zwei Halsketten zu wagen.

© meteor 2024
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Zugreise des Lebens

Bei unserer Geburt schenkten unsere Eltern
uns eine Fahrkarte fürs Leben.
Viel zu jung, um schon alleine loszupoltern,
setzten sie sich zu uns daneben.

Sie erklärten uns die Sachen vorm Fenster,
die an unseren Augen vorbei saußten,
verscheuchten vermeintliche Gespenster,
erzählten Geschichten, denen wir lauschten.

Dabei lernten wir sie beide selber kennen,
sie waren von Beginn an unsere Reisebegleiter,
immer da, niemals würden wir uns trennen,
stets an unserer Seite, so ging die Reise weiter.

Schmerzlich stellen wir an Haltestellen fest,
dass beide doch nacheinander aussteigen,
uns allein lassen für unseren Reiserest,
zurückblickend wir ihnen nachschweigen.

Immer wieder sind im Laufe der Zugfahrt
andere wichtige Menschen zugestiegen.
Geschwister, Freunde, Kinder hinzugeschart,
einige lernten wir besonders zu lieben.

Wieder werden viele vor uns aussteigen
und eine dauerhafte Lücke hinterlassen.
Andere in einem hinteren Wagon verbleiben,
ihren Ausstieg werden wir unbemerkt verpassen.

Was alles uns auf unserer Reise wird bewegen,
ob Freude, Trauer, Träume oder Fantasie,
wie wir uns mit den Mitreisenden begegnen,
liegt bei uns, dafür gibt es keine Erfolgsgarantie.

Keiner weiß, welche Haltestelle seine ist,
wann die geliebten Mitreisenden wir verlassen.
Damit unser Platz für sie immer uns vermisst,
schöne Erinnerungen für sie darauf hinterlassen.

Die Reise wird für sie weitergehen,
mit ihnen ein weiterer freier Platz ...
Andere Passagiere werden davor stehen,
spüren, hier saß ein sehr geliebter Schatz...

© meteor 2024
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