Dritter Advent, Nachmittagsstunde,
der Kaffee dampft, die Kekse duften.
Da sitzt man gern in froher Runde,
vergisst das Lernen und das Schuften.
Auf dem Kranz drei rote Kerzen,
flackern mit den Flammenspitzen,
dringen symbolisch in die Herzen,
indem sie in den Augen blitzen.
Im Radio klingen Weihnachtslieder,
deutsch und meist international,
manche hört man gerne wieder,
andere sind schwach und fahl.
Am meisten aber alle lauschen
dem stündlichen Wetterbericht,
wo sich Hoch und Tief vertauschen,
doch keiner vom Winter spricht.
Mutter alle Wünsche kennt,
sie blättert in dem Prospekt,
das nicht nur die Preise nennt,
sondern auch Wünsche weckt.
Vater öffnet sein Herz sehr weit,
er schneidet Sammelbriefe auf,
nimmt sich für die Spenden Zeit
und schreibt Grüße noch mit drauf.
Für Alte, mit und ohne Glauben,
die Waisenkinder nicht vergessen,
zu den Blinden und den Tauben
und den Asylanten unterdessen.
Für herrenlose Katzen und Hunde.
Nur die bunten Weihnachtskarten,
als Pflicht- und Anstandsrunden
müssen noch eine Woche warten.
Und ist es dann zu spät schon,
reicht immer noch das Telefon.
12.12.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann