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Gedichte über Festtagsgedichte - Seite 52


Weihnachten war sonst wie immer

Dieses Jahr sollte hier auf dieser Erden
unser Weihnachten etwas Besonderes werden.
Im Briefkasten kamen Mahnungen in Scharen,
die dies Jahr noch zu begleichen waren.
Die Schreiben versperrten das Kinderzimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

Als Nichtraucher hatten wir unterdessen
die Kerzen zündenden Streichhölzer vergessen.
Der Sohn musste den neuen Flitzebogen beugen ,
um damit Funken für Feuer zu erzeugen.
Der Qualm wurde immer schlimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

Bei der Polizei konnte ich mir die Haare raufen,
denn mein Auto- TÜV war abgelaufen.
Die Lenkung hatte ein schönes Spiel,
dafür fehlte den Reifen etwas Profil.
Die Hupe klang nur noch wie Gewimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

Heiligabend kam ein Vogelgrippe-Schreiben,
die Hühner müssen drinnen verbleiben.
Der Weihnachtsmann kam schon herein
da schlug ich den letzten Nagel ein.
Es kräht und gackert nun im Schlafzimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

Die neue Technik hatte Kabel ohne Stecker
und Batterien fehlten dem Wecker.
Wir zogen Drähte von Tür zu Tür,
im Kühlschrank kam keiner mehr ans Bier.
Die Lampen passten nicht zum Dimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

Wir wollten mal etwas Schönes bringen
und mit Klavierbegleitung singen.
Die jungen Tenöre haben es vorgemacht,
drum musizierten wir in der Nacht.
Die Nachbarn holten den Klavierstimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

Alle sendeten uns die E-Mails her,
der Drucker schrie nach Tinte sehr.
Ich wollte gerade alle verdammen,
da brach das Internet zusammen.
Die Verbindung wurde immer schlimmer,
aber Weihnachten war sonst wie immer.

26.12.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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