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Gedichte über Festtagsgedichte - Seite 233


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Licht nicht

Ich kann nicht sagen, dass es mir Gewohnheit wird
am Tag vor Heilig Abend jenen Friedhof auszusuchen,
zu dem in meiner Heimatstadt zurückgekehrt,
ich auf dem Hauptweg sinnend gehe unter Buchen.

Ein weißes Leichentuch aus ungezählten Schneekristallen
bedeckt die Gräber, dacht die Kreuze, Totensteine.
Lautlos mein Schritt. Der Schnee verschluckt sein Hallen,
der Friedhof – menschenleer, ich fühle mich alleine.

Mein Blick fällt auf die Reihengräber mit dem Ehrenmal.
Die Toten, russische Gefangene, wie zu lesen,
die vor den Toren meiner Stadt getötet und verhungert unter großer Qual,
in fremder Erde preisgegeben dem Verwesen.

Sie liegen dort fast Seit´ an Seit´, wo vielleicht ihre Peiniger begraben.
Die Schicksale verschieden - doch im Tod sich nunmehr gleichen.
Verdrängt die Taten, derer, die mit Schuld beladen,
vergessen jene, die die namenlosen Opfer waren und deren
Knochen hier verbleichen.

Es drängt ein Bild sich auf von Russlands Weiten,
das ähnlich ist, wie man es mir geschildert;
mit Hunger, Elend, Tod – genau zu diesen Zeiten,
durchlebt, erzählt, in Dokumenten reich bebildert.

So modert Irrsinn auch von „Tapferkeit und Führerwahn“
in frostiger Erde auf der Krüppelbirken stehen.
Im Frühjahr, wenn die Erde bricht, bricht sich noch lang
nicht die Erkenntnis Bahn,
dass Krieg und Völkermord ein unverzeihliches Vergehen.

Der Abend naht und Dunkelheit der Nacht
steht vor dem Tag, an dem der Christ, der Heiland ward geboren.
Man sagt, er hat das Heil in unsere Welt gebracht,
doch klingt ein Wort wie HEIL als Hohngelächter meinen Ohren.

Für ein paar mahnende Worte sollte noch Zeit sein
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