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Gedichte über Fantasie - Seite 24


Kirmes

Ich fahre in der Geisterbahn! Und treffe
die Wahrheit. Mit Krücken. Mit alter
Kleidung. Mit kaputten Schuhen.
Hungrig. Und mit magerem Körper. Rot
angemalt. Als Bettler. Als Clown. Als
Narr. Ohne einen klaren Gedanken. Ohne
eine Stimme. Ohne einen Willen. Ich
kenne sie noch aus der Politik. Aus der
Kunst. Aus der Wirtschaft. Aus der
Forschung. Keiner hatte mehr ein Ohr
für sie. Jetzt überlebt sie hier, als
schreckliche Gestalt. Dabei könnte sie
der schönste Mensch sein.

Ich fahre mit der Achterbahn! Und treffe
die Zeit. Krank. Mit Fieber. Matten
Augen. Stiller Trauer. Ein paar Worte
lispelnd. Zerzaustem Haar. Leiser
Stimme. Zerstört von diesem Leben.
Ohne Ideen. Ohne Liebe. Ohne Hoffnung.
Mit keinem Wissen von Ihr. Von der
Reise, die Sie sein kann. Von dem Schatz,
der sie sein kann. Von dem Wunder, das
sie sein kann. Keiner hat mehr ein
Interesse an Ihr. Und sie kennt nur noch
Berg und Talfahrten. Dabei könnte sie
der beste Mensch sein.

Ich fahre mit dem Autoscooter! Und treffe
das Abenteuer. Ohne Zuversicht. Ohne
Kraft. Ohne Freude. Ohne Glanz. Mit
traurigem Gesicht. Kaputter Sonnenbrille.
Ungültigem Reisepass. Und resignierter
Stimme. Es ist nur noch ein Spass. Ein
Schatten. Es sieht keine neuen Länder
mehr. Lebt nicht mehr auf Inseln. Tanzt
nicht mehr an Stränden. Steht nicht mehr
auf Berggipfeln. Keiner hat mehr ein Gefühl
für es. Und es kennt nur noch Hindernisse.
Dabei könnte es der stärkste Mensch sein!

Ich fahre mit dem Riesenrad! Und treffe die
Kunst. Ohne Farbe. Ohne Phantasie. Ohne
Träume. Ohne Wärme. Mit kaltem Blick.
Mit leerer Sprache. Mit zitternden Händen.
Sie kennt die Welt nicht mehr. Dieses Leben.
Mal ganz Oben. Mal ganz unten. Mal den
Weltblick. Mal den Lebensblick. Mal den
Klarblick. Aber nie den Clownblick. Von
der Welt die sich dreht. Von der Welt die
lebt. Mal oben. Mal unten. Aber keiner hat
mehr einen Blick für Sie. Dabei könnte Sie
der reichste Mensch sein.

Ich gehe ins Spiegelkabinett. Und treffe
die Liebe. Ohne ein Lächeln. Ohne ein
Zeichen. Ohne einen Ton. Mit gelähmten
Flügeln. Einer Träne im Gesicht. In totaler
Einsamkeit. Und sehe jeden Schritt von
ihr. Und jeden Blick. Und jedes Gefühl. In
tausend Spiegeln. Tausend mal das
gleiche Bild. Tausend mal dem Leben
begegnet. In jedem Land. Mit jedem
Mensch. An jedem Tag. Mit jedem Schritt.
Das Wunder in tausend Spiegeln. Aber,
jeder sieht nur Zweifel. Dabei könnte sie
der treueste Mensch sein.

Ich liege jetzt im Bett! Es ist Abend. Ich
war auf der Kirmes. Und habe Freunde
getroffen. Die Wahrheit in der Geisterbahn.
Die Zeit in der Achterbahn. Das Abenteuer
auf dem Autoscooter. Die Kunst auf dem
Riesenrad. Die Liebe im Spiegelkabinett.
Ich sehe jetzt wieder mit Klarheit: "Das
Leben! Die Freiheit. Die Worte!" Und sie
werden Freunde. Mit denen ich Morgens
aufwache. Und denen ich reiche Tage gebe.
Mit denen ich Abends schlafen gehe. Und
die wahrsten Träumen finde. Und sie das
Leben sind. Das ich nie auf der Kirmes
finden muss!

(C)Klaus Lutz

13.1.2024
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Arwen & Aragorn

Als das Wasser fällt, scheint das Mondlicht anmutig hell,
wo der Wind in den wehenden Blättern leis flüstert.
Sie tanzt auf blühender Erde im beschimmerten Rondell,
zur Musik, die von der Brise luftig getragen knistert.

Beim sanftesten Klang des fröhlichen Elfensingsang
lächelt sie zum Tanzschritt des Frohsinns doch bang.
Arwen Evenstar, du bist sein Licht in der Dunkelheit,
wenn der Pfad der Schatten seine Grauen ihm zeigt.

Inmitten des Elfenliedes, aber in weiter Ferne,
ging er ins Exil, selbst erwählt, sichtlich ungerne.
Dort streicht Aragorn müde durch den dichten Wald,
auf der Suche nach Ruhe vor Kampf und Gewalt.

Ein sterblicher Mann mit angesammelten Jahren,
verflucht mit der Sehnsucht, ihrer Stimme auszuharren.
Der König ohne Krone schleppt sich mit schwerem Herzen,
sein Geist belastet von bittersüßen Schmerzen.

Aber als die Zeit ihr unsicheres Garn gesponnen,
durch ihr Schicksal waren sie zueinander gekommen.
Unter dem Himmel Hand in Hand sich gesellt,
verbunden in Liebe, um ihre Zukunft nicht gut bestellt.

Krieg war sein Weg und der Westen ihre Wahl,
ungleichen Liebenden drohte einsames Schicksal.
Trotz der Schwierigkeiten war ihr Glaube stark,
was auch immer auf beide noch zukommen mag.

Morgen müssen sie sich trennen, gibt kein Wegrennen,
er steht am Rande der Hoffnung, will es Zuversicht nennen,
hat keine Angst, sein Herz bleibt sicher in ihren Händen,
und ihres wird er, von ihm wohlbehütet, mit sich nehmen.

Ein Weg mit höchst obskuren Geheimnissen und Umtrieben.
Sie flüsterte süß zu ihm in seiner sorgvollen Aussicht,
"Wenn du nichts vertraust, vertraue uns, vertraue der Liebe.
Das Licht von Evenstar erlischt auf ewig nicht."

In all der Zeit, sein Herz war unbeugsam, wild und helle,
war in fernen Ländern unter seltsamen Sternen.
Sie im Bangen zwischen den Liedern der Wasserfälle,
in einem grünen und bezaubernden Tal am Geduld lernen.

Sein Herz liebte ihres schon seit Tausenden von Jahren,
zwischen den silbrigen Stämmen der vielen Birken,
hofften immer auf den Frühling, trotzten allen Gefahren,
mit Tränen in den Augen umarmt, ihr Glück am wirken.

Endlich waren Arwen und Aragorn selig verheiratet,
und sie wurde aus Liebe zu einem sterblichen Lebewesen,
nachdem sie ein Leben lang auf ihn hatte gewartet,
trotz seiner jahrelangen Reise ungetrübt verliebt gewesen.

In der lauen Sommerbrise finden sie Friede,
und noch viel mehr wollen sie entdecken.
Was sie ihm schenkte, er ihn ihr erweckte,
was er längst begriff ... war wahre Liebe.

© meteor 2024
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