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Gedichte zur Dunkelheit - Seite 15


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Werde ich meine Schuhe je wiedersehen

Vor Jahren hatte man uns eingeladen,
wir sollten symbolisch in der Elbe baden.
Dort wurde ein Kernkraftwerk abgerissen
und man wollte uns als Zeugen nicht missen.
Im Schreiben, das uns aufgetrieben
war das Aktionsdatum verkehrt geschrieben.
Das Auto schaffte es mit Not und Müh
doch wir waren einen Tag zu früh.

Ob Messe oder Kirchentag sich regt,
jedes Bett war im Ort noch belegt.
Wir eilten suchend durch die Stadt,
die schöne Straßen und Häuser hat.
Ein Fischer oder Hafenmann
bot uns schließlich sein Hausboot an.
Da konnten wir bummeln gehen,
uns genüsslich die Stadt ansehn.

Ich shoppte in aller Ruh,
probierte und kaufte ein paar Schuh.
In der Ecke sah ich Fliegerkoffer liegen,
dicht um durch die Luft zu fliegen.
Diesmal habe ich einen gekauft,
nicht ob des Preises Haare gerauft.
Egal ob beim Essen, Trinken oder der Liebelei,
der Koffer war den ganzen Tag dabei.

Irgendwann war es dann so weit,
wir erreichten das Boot zu nächtlicher Zeit.
Die Deckplanken waren dick lasiert,
Straßenschuhe hätten viel radiert.
Wegen dieser glatten Holzbohlen
wollte ich unter Deck die Latschen holen.
Die Schuhe in den Koffer kommen,
der wird unter den Arm genommen.

Beim schwankenden Anstoß ging alles auf,
zwei Schuhe fielen in des Flusses Lauf.
Keine Hilfe weit und breit,
die Schuhe schwanden in der Dunkelheit.
Ich stand zeitig auf am nächsten Morgen,
um mir ein neues Paar zu besorgen.
Da sah ich auch wo später meine Schuhe blieben,
die zu dieser Zeit sonst wo trieben.

Am Hafenende waren Gitter und ein Rohr,
da holte man allen Unrat hervor.
Einer zog jedenfalls die Schuhe heraus
und trocknete sie im Haus.
Da einer schwarz und einer braun,
wollte sie auch keiner klau‘ n.
Ich werde nun mein Auto schinden
und hoffentlich die Schuhe finden.

21.09.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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