An jedem Tag der gleiche Lauf,
am Morgen geht die Sonne auf;
sie scheint am Tag so gut sie kann
und geht am Abend unter dann.
Dabei gibt es auch neuen Schwung
durch jede Abenddämmerung.
Wenn man interessiert hin sieht,
bemerkt man auch, was da geschieht.
Die Sonne sinkt, die Kühle zieht,
statt Arbeitskrach hört man ein Lied.
Der erste Kinofilm ist aus
und Pärchen geh‘ n verliebt nach Haus.
Nur im Wald die Tiere warten,
um zur Ernte dann zu starten.
Die Frischlinge von diesem Jahr
zeigen ihr erstes graues Haar.
Die Bache die Rotte hütet,
die in Nachbars Garten wütet.
Rehe auf die Saat sich wagen,
ehe sie die Flinten jagen.
Der Laubhaufen, schön hoch gekehrt,
wird doch vom Igel gleich zerstört.
Der Fuchs muss beim Schnüren hoffen,
dass noch eine Stalltür offen.
Mäuse in der Autohalle,
geh‘ n jetzt krachend in die Falle.
Ihre Sinne, vom Speck betört,
hat diese Technik nicht gestört.
Dem Marder zeige ich die Faust,
weil er im Motorraume haust.
Das Eichhörnchen am Stamm sich reckt,
es hat im Baum die Nuss versteckt.
Der Waschbär erst von weitem schaut,
sich dann beim Schein der Sterne traut.
Den Dachs ich heute noch nicht traf,
er rüstet sich zum Winterschlaf.
Die Schafe in der Ferne schrei‘ n,
denn keiner kommt und sperrt sie ein.
Sie wissen, dass den Wolf es gibt,
der alle auch zum Fressen liebt.
Kaum geht die Straßenlampe an,
kleben auch schon Insekten dran.
Drum sind selbst Fledermäuse hier
aus ihrem Hängendschlafquartier.
Sogar die Katze will hinein
und kringelt sich im Körbchen ein.
Doch sprüht der Kater nachts ans Haus,
hält sie es drinnen nicht mehr aus.
Der Hund auf den Stufen lauert,
weil es mit dem Fressen dauert.
Die Kinder auch Gesichter zieh‘ n,
doch sie spielen nur Halloween.
Und der Poet auf harter Bank
macht freudig seine Beine lang.
O Dämmerung, weil nun gleich prompt,
mein Frauchen von der Arbeit kommt.
08.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann