Gedichte über das Alter - Seite 87

Die Alten fordern, dass es bleibe,
das Telefon mit Wählerscheibe.
Man kann es noch hören und sehen,
lässt man die Scheibe drehen.

Manche haben die Null gewählt
und seine Impulse mitgezählt.
Doch sie können es nicht verstehn,
warum es Zwölf sind statt Zehn.

Der Hörer ist zwar hart und nicht nett,
doch ihm passiert da nichts im Bett.
Der laute Ton der Doppelglocken
treibt den Faulsten in die Socken.

Nur die Schnur ist etwas kurz
und reißt ab bei einem Sturz.
Die Füße waren einst Löwentatzen,
die das Vertiko zerkratzen.

Jetzt sind es Gummiecken,
die die Schrankwände beflecken.
Schade, dass ihm ein Speicher fehlt,
weil manche NUMMER 12 Stellen zählt.

Das Gute ist, es bleibt am Ort
Und keiner trägt es achtlos fort.
Es hat nicht nur einen Mithörer,
im Ernstfall kommt auch der Entstörer.
Bei Treckerkrach und Frauengemecker
montiert man einen Außenwecker.
Ist noch lauter die Außenszene,
gibt es sogar eine Sirene.

In den letzten Jahren, ohne Witz
gibt es statt Klingelton den Blitz.
Da steht es vor mir dieses Ding
und macht soeben klingelingeling.

20.07.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Schwarz-Weiß....

Das Leben ist nicht nur schwarz-weiß.
Das Leben ist sehr bunt.
Manche meinen ich Schreibe viel zu Traurig.
Manche meinen es ist nicht angemessen,
schreiben über den Tod.
Manche sagen ich sollte nur lustiges Schreiben.
Manche sagen etwas mehr mit Herz und Schmerz.
Von Liebe wird so viel geschrieben,
und Musik gibt’s davon genug.
Doch spiegelt es nur unsere Sehnsucht,
nach einer guten heilen Welt.
Es ist ganz einfach ein modernes Märchen,
es passt schon lange nicht in unsere Welt.
Schaut doch einfach in den Spiegel,
jeden Tag hält man in vor,
Kriege,Hunger,Hass,Ausbeutung,
nein davon wollen wir nichts Hörn.
Darum schreibe ich so weiter,
doch belüge; mich nicht mehr.
f.j.20.10.2019

Will schnell vergessen,
dass ich schon wieder, etwas vergessen habe.
Dies passiert mir, fast alle Tage.

Heute habe ich einen wichtigen Termin,
habe es mir extra aufgeschrieben,
doch wo habe ich den Zettel hin.

Hab es schon wieder vergessen,
bin traurig.
Ich hab doch dagesessen, die Notiz in der Hand
und damit ich sie finde, legte ich sie....
nur wohin.

Das Grübeln ergibt keinen Sinn,
Ich fröstel, es ist bald Herbstbeginn.
Ich weiß nicht mal mehr, was ich suche,
im Stillen, ich die Alzheimer verfluche.

Abends sitze ich in meinem Lieblingssessel,
das Gebetbuch in der Hand
und darin, ich den verlorenen Zettel fand.

Darauf stand:
Nicht vergessen,
heute Mittag bei Greta zum Essen.
Gretas Order:
Nur gute Laune mitbringen,
alles Andere wird schon gelingen.

Ich denke, morgen rufe ich bei Greta an,
werde es bestimmt nicht vergessen.
Den Zettel halte ich fest in meiner Hand,
die ganze Nacht.

Es klopft an meiner Tür ganz sacht,
jetzt mich der Todesengel bewacht.
In meinem neuen Leben.
wird es kein Vergessen geben.

Liebe Greta vergiss mich nicht,
nehme mit, dein liebes Gesicht.
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