Sortieren nach:

Gedichte über Briefe - Seite 9


Die Welt, in der ich nicht existiere

Machmal denke ich darüber nach, wie es wäre zu vergessen und vergessen zu werden. Einfach von vorne anzufangen. Dann frage ich mich, würde ich es wie jetzt tun - darüber nachdenken wie die Welt ist, in der ich nicht existiere: Würde alles besser sein oder gar schlechter? Würde sich überhaupt etwas ändern? Würde es die Welt überhaupt in der Form wie wir sie kennen geben? So viele Fragen...da versteht es sich fast von selbst gar nicht erst darüber nachzudenken, denn sind wir ehrlich: Wer tut das schon? Auch ich denke nur darüber nach, weil ich davon laß und der Gedanke mich FAZINIERT. Eine Nachricht an die Welt, in der man nicht EXISTIERT. Ich würde diese Worte auf den Zettel bringen, in eine Flasche versiegeln und diese zu Wasser lassen, auf dass die Flasche jene Welt entdecke und meine Worte in die Erde brenne:

"An: Die Welt, in der ich nicht existiere
Von: Nico Fender

Betreff: Schön dich kennen zu lernen

Hallo Welt, in der ich nicht existiere,

ich spreche aus einer Welt voller Widersprüche. Ich gehöre zu einer Rasse, die zusammen funktioniert, doch nicht zusammenhält. Es gibt doch auch schwarze, braune und weiße Katzen doch die leben friedlich nebeneinander. Es gibt durchaus Meinungsverschiedenheiten und ab und zu raufen sie sich auch, aber wenn einer wegläuft ist Schluss. Ich habe noch nie davon gehört, dass eine Katze willentlich ein anderes Tier ihrer Rasse tötet. Merkwürdigerweise verhält sich meinergleich fast gegenteilig: Sie fügen sich gegenseitig Leid zu aus oberflächlichen Gründen und nennen sich ironischerweise noch denkende vernünftige Lebewesen. Vielleicht liegt es daran, dass die Welt kompliziert geworden - nein, die Welt kompliziert gemacht wurde...
...DAS war wohl auch die Sehnsucht, die mich trieb SOWAS zu verfassen. Ich Frage mich wie es in der Welt ist, in der ich nicht existiere... Versteht ihr dort drüben einander besser oder ist es gar noch chaotischer?
Ach, ich schaue so oft auf die bunten Seiten, Welten, von uns erdacht. Und immer frage ich mich, wie es gewesen wäre in diese Welten hineingeboren zu worden. Für die meisten von uns sind es nur Geschichten, maximal eine gute Belustigung. Für mich ist jede eine Möglichkeit, deren Teil ich nicht sein durfte. Stattdessen kriechen wir wie Schlangen auf den Boden und blicken voller Sehnsucht zum Himmel, wo der Vogel zu der Welt fliegt, in der ich nicht existiere...

...in deine Welt.

Schreibe mir doch mal, darüber würde ich mich sehr freuen...

LG"


Anzeige


Liebesbrief

Wenn ich dich fragen würde, ob du ein Kopf- oder ein Bauch-Mensch bist …
Was würdest du antworten?

Ich bin eindeutig ein Kopf-Mensch. Ich denke über alles nach, spiele jede mögliche Situation in meinem Kopf durch, alles was passieren könnte und am Ende läuft es dann trotzdem anders. Alle sagen: „Siehst du, dein ständiges Nachdenken bringt doch nichts. Entscheide es doch einfach aus dem Bauch heraus, spontan wie es gerade zur Situation passt.“. Doch ich kann es nicht und ehrlich gesagt will ich es auch nicht können, glaube ich zumindest. Ich mag das Nachdenken! Manchmal denke ich stundenlang über Dinge nach, wo mir selbst klar ist, dass es so nicht passieren wird. Ich glaube auch nicht, dass dieser Text hier etwas ändern wird. Aber ich mache mir gerne Hoffnung, ich mag es zu träumen. Ich mag es an schöne Dinge zu denken und mir auszumalen was man für ein tolles Leben haben könnte, es geht nicht um Geld oder materielle Dinge… Eher um Liebe, Freundschaften und Erlebnisse.
Doch im nächsten Augenblick wird mir klar, es war dumm darüber nachzudenken. Mir wird bewusst, dass die Hoffnungen nicht Realität sind. Ich merke, dass ich viel zu feige bin um solche Dinge wahr werden zu lassen. Ich weiß, dass ich mir selber im Weg stehe und das wenn ich mehr spontan, „aus dem Bauch heraus“, entscheiden würde wahrscheinlich mindestens schon irgendeine Hoffnung in Erfüllung gegangen wäre. Aber ich habe Angst andere zu verletzten, dumm vor den anderen dazustehen oder nicht der „Norm“ der Gesellschaft zu entsprechen. „Der Norm“… Keine Ahnung was das wirklich bedeutet, weiß es überhaupt irgendwer? Ich bin fest davon überzeugt, dass es keine Antwort auf diese Frage gibt, denn es gibt keine Norm! Doch trotzdem hat man so große Angst davor, ich zumindest. „Angst“, das ist das nächste große Thema, womit ich immer wieder zu kämpfen habe. Andere Leute denken von mir, dass ich eigentlich vor nichts „Angst“ habe und diese Illusion will ich natürlich nicht zerstören, darum versuche ich immer perfekt zu sein oder jedenfalls so zu wirken. Und schließlich muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass ich für mich lebe, meine eigenen Entscheidungen treffen und somit meinen eigenen Weg gehen muss. Doch um anderen zu sagen „NEIN. Ich will das nicht, ich mache das anders.“ ,benötigt man viel Mut. Mut, den ich scheinbar nicht habe, denn sonst wäre schon so manche Entscheidung anders ausgefallen. Mutig sein, ehrlich sein, direkt sein… Ich finde es verdammt schwierig und habe großen Respekt vor allen Leuten, die es sind.

Wäre ich nicht feige, hätte ich keine Angst und mehr Mut, hätte ich dir wahrscheinlich schon sagen können, was ich für dich empfinde. Aber so bin ich nunmal nicht, ich bin nicht perfekt und ich glaube es gibt gute Gründe warum niemand perfekt ist. Jeder hat Schwächen und ich glaube auch, dass jeder vor etwas Angst hat! Manche Menschen sind zwar mutiger als andere, aber ich glaube es kennt trotzdem jeder die Situation, in der man nicht das gesagt oder getan hat, was man wirklich wollte.

Ich habe schon stunden lang darüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist das hier zu schreiben. Aber das ist wahrscheinlich das größte Problem von „Kopf-Menschen“, das abwägen, ob es sinnvoll ist oder nicht… Alleine wenn man die Idee zu etwas hat, würde ich sagen, steckt schon ein Sinn dahinter, vielleicht auch nur ein ganz kleiner.
Ich habe nie daran geglaubt, dass du den Text jemals lesen wirst, aber anscheinend hab ich es geschafft mutig genug zu sein und die Angst für einen kurzen Augenblick hinter mir zu lassen.

Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt…


Dichtergeheimnisse

Man fragte mich wie ich das mache,
Worte zu finden für jede Sache.
Die Damen und Herren meiner Generation
hatten nur Bücher und den Radioton.
Beim Lesen und beim Radio hören
durfte und wollte uns niemand stören.

Der eine freute sich, dass wir beschäftigt,
der andere hat den Wissensdurst bekräftigt.
Wir mussten jedenfalls tief in uns gehen,
um Buch oder Hörspiel zu verstehen.
Dieser Mangel gegenüber heutigen Zeiten
ließ uns vieles schriftlich aufbereiten.

Wir hatten Ideen und Fantasie,
für Arbeit und Gedicht braucht man sie.
Wir hätten gern schon eher gedichtet,
der Welt von Sorgen und Freuden berichtet.
Uns blieben jedoch kostenpflichtig stramm
nur Karte, Brief und Telegramm.

Als Soldat auf Birkenrinde gekritzelt,
hat das Dichten uns schon gekitzelt.
Erst der PC als Schreibmaschine eingestellt,
schuf das richtige poetische Arbeitsfeld.
Das Ergänzen, Kürzen und Radieren
geht nun elektrisch wie das Rasieren.

Geh ich Gassi täglich früh und spät
nutze ich das unmoderne Diktiergerät.
Wenn der Hund nach Mäuschen wühlt
und dabei sein Jagdfieber kühlt,
stehe ich zwar dort wie dumm,
aber niemals nutz- und sprachlos rum.

Früher ging‘s nur auf dem Land,
weil dort alles war bekannt.
Jeder jetzt per Handy berichtet,
aber niemand damit dichtet.
Sie essen, trinken, rauchen, lieben,
meist noch Fotos rüber schieben.

Die Jugend hat ihre eigene Sprache,
eine Kombi-Abkürz-Zeichen-Sache.
Damit fängt ein Satz meist an,
aber niemals dadurch enden kann.
Doch ein derartiges Sprecherleben
wird es bei mir niemals geben.

30.07.2019 ©Wolf-Rüdiger Guthmann
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


Anzeige