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Gedichte über Briefe - Seite 8


Liebe am Schreibtisch

Seht Euch meinen leeren Schreibtisch an,
wie der doch manches ändern kann.
Zuerst schloss ich in Muße und Ruhe
die benutzten Bücher in die alte Truhe.
Das Regal hatte sich einst gebogen,
die Literatur war in den Raum geflogen.
Die Truhe ist zwar untragbar schwer,
doch jetzt nicht mehr so sinnlos leer.

Aus dem Schubfach hole ich die Tinte,
samt Schreibpapier, damit ich Printe.
Dieses Wort dient mir oft als Ersatz,
wenn mir mal das Ende fehlt vom Satz.
Aus dem zweiten Schubfach zieh ich nun
eine Feder von Gans oder Huhn.
Mit dem Küchenmesser, heimlich stibitzt,
wird geduldig die Feder angespitzt.

Auf Beates Prospekt über Freizeitspass
tauche ich die Feder in das blaue Glas,
reibe die Spitze auf dem bunten Papier,
damit die Tinte läuft zu echter Zier.
Dann greife ich das leere weiße Blatt,
das sichtbar ein Wasserzeichen hat.
Nun muss ich nur reichlich sinnen,
dann kann der Liebesbrief beginnen.

Ich stütze den Kopf auf die Hände
und denke an des Liebchens Lende.
Zwischen Rock und Kragen sah ich heut
was jeden Mann besonders freut.
Nicht zu wenig und nicht zu viel,
doch schwer zu preisen mit dem Kiel.
Ich möchte gern den Anblick loben,
nun literarisch mit der Feder toben.

Computer und Handy fehlen ohne Geiz,
sie eignen sich nicht für jeden Reiz.
Die Technik klingelt nur und stört,
wenn die Erinnerung mich betört.
Ich muss an ihre Lippen denken,
den Blick in ihre Augen lenken.
Weil ich sie erst frech angestiert,
hat sie beim Kuss sich sehr geziert.

Doch als sie daran Gefallen fand,
schwanden wir in ein Märchenland.
Ich machte dabei manchen Test,
doch sie hielt nur meine Hände fest.
Und dieses unvergessene Ringen
möchte ich nun in Verse bringen.
Vielleicht kann ich ihr Herz erweichen,
eine abendliche Fortsetzung erreichen.

Angespornt von diesen Gedanken
Federkiel und Tinte im Papier versanken.
Über dreißig Zeilen konnte ich schreiben,
um auch beim lieben Thema zu bleiben.
Geistig erschöpft beklebte ich den Brief,
als draußen eine vertraute Stimme rief.
Was ich mir wünschte am Schreibtisch hier,
wird nun wahr, sie steht vor der Tür.
23.09.2018 © W.R.Guthmann
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Die Welt, in der ich nicht existiere

Machmal denke ich darüber nach, wie es wäre zu vergessen und vergessen zu werden. Einfach von vorne anzufangen. Dann frage ich mich, würde ich es wie jetzt tun - darüber nachdenken wie die Welt ist, in der ich nicht existiere: Würde alles besser sein oder gar schlechter? Würde sich überhaupt etwas ändern? Würde es die Welt überhaupt in der Form wie wir sie kennen geben? So viele Fragen...da versteht es sich fast von selbst gar nicht erst darüber nachzudenken, denn sind wir ehrlich: Wer tut das schon? Auch ich denke nur darüber nach, weil ich davon laß und der Gedanke mich FAZINIERT. Eine Nachricht an die Welt, in der man nicht EXISTIERT. Ich würde diese Worte auf den Zettel bringen, in eine Flasche versiegeln und diese zu Wasser lassen, auf dass die Flasche jene Welt entdecke und meine Worte in die Erde brenne:

"An: Die Welt, in der ich nicht existiere
Von: Nico Fender

Betreff: Schön dich kennen zu lernen

Hallo Welt, in der ich nicht existiere,

ich spreche aus einer Welt voller Widersprüche. Ich gehöre zu einer Rasse, die zusammen funktioniert, doch nicht zusammenhält. Es gibt doch auch schwarze, braune und weiße Katzen doch die leben friedlich nebeneinander. Es gibt durchaus Meinungsverschiedenheiten und ab und zu raufen sie sich auch, aber wenn einer wegläuft ist Schluss. Ich habe noch nie davon gehört, dass eine Katze willentlich ein anderes Tier ihrer Rasse tötet. Merkwürdigerweise verhält sich meinergleich fast gegenteilig: Sie fügen sich gegenseitig Leid zu aus oberflächlichen Gründen und nennen sich ironischerweise noch denkende vernünftige Lebewesen. Vielleicht liegt es daran, dass die Welt kompliziert geworden - nein, die Welt kompliziert gemacht wurde...
...DAS war wohl auch die Sehnsucht, die mich trieb SOWAS zu verfassen. Ich Frage mich wie es in der Welt ist, in der ich nicht existiere... Versteht ihr dort drüben einander besser oder ist es gar noch chaotischer?
Ach, ich schaue so oft auf die bunten Seiten, Welten, von uns erdacht. Und immer frage ich mich, wie es gewesen wäre in diese Welten hineingeboren zu worden. Für die meisten von uns sind es nur Geschichten, maximal eine gute Belustigung. Für mich ist jede eine Möglichkeit, deren Teil ich nicht sein durfte. Stattdessen kriechen wir wie Schlangen auf den Boden und blicken voller Sehnsucht zum Himmel, wo der Vogel zu der Welt fliegt, in der ich nicht existiere...

...in deine Welt.

Schreibe mir doch mal, darüber würde ich mich sehr freuen...

LG"


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