Tagebucheintrag einer fiktiven Krankenschwester zu Coronazeiten
Ich schieb Überstunden ohne Ende,
es gibt kein Anzeichen für ne Wende
ständig hetze ich der Zeit hinterher
fühl mich ausgelaugt und innerlich leer,
wie viel ich auch tu, es ist nie genug
und die knappe Zeit vergeht wie im Flug,
selbst für das Nötigste hab ich kaum Zeit
und um mich herum unendlich viel Leid,
selbst wenn ich mehr hätte als zwei Hände
nähme die Arbeit trotzdem kein Ende.
Für Menschlichkeit gibt,s weder Zeit noch Raum,
Angst vorm Versagen plagt mich im Alptraum
der Leistungsdruck unentwegt an mir nagt,
selbst nachts mich das schlechte Gewissen plagt,
ich schreck aus dem Schlaf hoch, die Angst ist groß,
die Kehle schnürt zu, im Hals steckt ein Kloß -
ich kann nicht mehr, bin der Verzweiflung nah,
bisher ich wohl viel zu viel Elend sah,
immer wieder hab ich mich aufgerafft,
doch die Knochenarbeit mich wohl bald schafft.
Das Arbeitsaufkommen wird immer mehr,
Körper, Seele, Geist setzen sich zur Wehr
mein inneres Gleichgewicht ist gestört,
der Dauerstress mein Immunsystem stört
und wenn diese Strapazen nie enden,
wird die Seele Notsignale senden,
Scheitern ist dann eine Frage der Zeit -
ich hoffe, es kommt erst gar nicht soweit,
vielleicht wird das Virus bald eingedämmt
und in seiner Bösartigkeit gehemmt.