Es war leicht, mich in den Beruf zu locken,
denn ich gehör’ zu den faulen Socken.
Es hat durchaus einen tieferen Sinn,
dass ich Lehrerin geworden bin.
Das wichtigste meiner Berufswahlkriterien
waren die langen und häufigen Ferien.
Zwar wären mir ein paar mehr Wochen recht,
doch für den Anfang sind zwölf nicht so schlecht.
(Nun ja, die Geringzahl der beweglichen Ferientage
ist ohne Frage eine Plage.)
Bisher nicht zu verachten war
das regelmäßige Sabbatjahr.
Vormittags Recht und Nachmittags frei,
das war mir auch nicht einerlei.
Nur damit hier keine Zweifel aufkommen:
Auch Herausforderungen habe ich angenommen,
doch bei der Belastung sind stets und ständig
und stündlich ausgiebige Pausen notwendig.
Nach innerer Einkehr und Meditation
schafft man die nächste Stunde schon.
Doch überleg’ ich, bevor ich in Arbeit mich stürze,
ob ich die eine oder andere Leistung nicht kürze.
Nach Schulschluss zu bleiben, ist nur Getue.
Nirgends sonst hat man ab zwölf so viel Ruhe,
weil alle, die hier morgens gefangen sind,
mit dem Gong schon nach Hause gegangen sind.
Dort absolvieren sie alle brav
der gerechten Lehrkraft Mittagsschlaf.
Um hohe Temperaturen mach ich kein Geschrei,
denn dann gibt es ab zehn Uhr schon Hitzefrei,
weshalb ich bei Wärme aufs Thermometer aufpasse.
Da jagt man doch keine Lehrkraft zur Klasse.
Über Privilegien pflege ich zu schweigen,
weil Missgünstige manchmal zu Missgunst neigen.
Ich muss den Ruf meines Berufes nicht schädigen,
wo doch and're das für mich erledigen.