Gedichte Über Anstand-Moral - Seite 19

Pfarr-Herr in der weißen Kutte,
'hörte' meinen Hilfe-Schrei!
Wollte meine Seele retten,
hat jedoch mir Gott entweiht. 

Sprach mich schuldig, arme Seele,
die er schleunigst retten muss.
Seele, die man vorher quäle,
kann man retten, welch‘ Genuss!

Meine Seele – nicht zu retten!
Geb‘ sie Allem einfach hin.
Mein Gott legt mich nicht in Ketten,
lässt mich sein, das was ich bin.
 
Schwermut trägt mich und auch Frohsinn -
suche Sinn, mal leicht, mal schwer,
weil Licht der Welt seit Anbeginn
war für mich wie tiefes Meer. 

Bin noch lange nicht ertrunken,
schwimme oft mit Gottes Kraft.
Doch göttlich‘ Kutte ist erstunken -
Sünder aus uns allen macht.

 

in Glashäusern
sitzen sie
die Politiker

und die Welt
schaut ihnen zu

nur nachts
wenn das Licht
im Dunkel zerfällt

wird bewegt, was nicht
die Öffentlichkeit
erhellt

keiner, keiner
von ihnen
wird zum Kritiker  

sie schauen
sich gegenseitig zu

und warten bis ein Stein
ins Glashaus
des anderen fällt… 

und keiner will’s gewesen sein.

 

Die meisten Menschen übersehen:
wer nie genug hat - der ist immer arm,
und immer Kuchen - verdirbt den Appetit.

Überseht aber bitte nicht:
im schönsten Apfel - sitzt der Wurm!

Die wenigsten Menschen beachten:
keiner kann nichts - keiner kann alles,
und besser Einen haben - als Zwei bekommen.

Beachtet aber bitte wenigstens:
nur guter Lohn - macht Arbeit leicht!

Die meisten Menschen leugnen:
wer Andere richtet - der verurteilt sich selber,
und wer seine Schuld auf Andere wälzt - der will sich nicht ändern.

Leugnet aber bitte nicht:
wer anfängt mit lügen - der hört auf mit betrügen!

Die wenigsten Menschen akzeptieren:
je höher der Affe steigt - umso mehr zeigt er den Hintern,
und vollem Bauch - schmeckt alles bitter.

Akzeptiert aber bitte wenigstens:
nur wer barfuß geht - den drückt kein Schuh!