Gedichte über Alltägliches - Seite 85

Wozu dient die Heiligkeit?
Bei so vielen regt sich Neid,
Der erstrebenswerte Meister,
Der große Erhabene heißt er.

Doch schlägt er Kind und Weib:
"Vater, komm zu mir und bleib!"
Doch tötet er jedes Tier,
Und ist doch selbst der Stier.

Der Erhabene setzt auf Verzicht,
Er fastet, wartet, vergnügt sich nicht.
Der Geistige kann selbstloser nicht sein,
Er opfert für jeden Bettler sein letztes Schwein.

Zufrieden soll er sein, und glücklich,
Doch umso stärker ist das Verlangen,
Kann es nur verleugnen und straft sich.
Keine Minute ohne Sehnsucht vergangen.

Jedes Kind möchte so sein wie er,
Ein Erhabener, ein Heiliger,
Ein Vorbild für jedermann,
Er lügt, wie es sonst keiner kann.

Ich blätter gerne
in alten Alben,
wo Fotos unsrer Ahnen
drin enthalten.

Waren damals alle schick,
Blusen, Kleider
hangestickt.

Männer trugen Hüte
am Frack steckte eine
Blüte.

Sahen aus wie adelig
so fein,
genauso ihre Kinderlein.

Mit Spitze die Kleider,
auf seidenen Kissen sie
lagen.

So ging die Familie damals
stolz
zum Fotografen.

Diese Fotos
möcht ich nicht missen.

Heute werden DVDs in den
Player geschmisssen.

Ist auch schön sie zu seh´n
nur ewig halten diese nicht.

Die Erinnerungen sind verwischt.

Meine Alben gebe ich weiter,
sonst landen sie mal in einem
Container.

Es ist doch
schön,
wenn unsere Nachfahren
ihre Ur, Ur Ahnen
können noch seh´n.