Gedichte über Alltägliches - Seite 71

Am Freitag sah ich ganz genau
den Bericht des Krankenhaus-TV.
Der Direktor sprach seinem Haus
ein Lob für die Versorgung aus.

„In unserer modernen Chirurgie
egal ob Neuro- oder Orthopädie,
mit halbem Knie oder offenem Schädel,
ob alter Knabe oder junges Mädel,

hier bei uns sind sie immer richtig,
denn die Behandlung ist sehr wichtig.“
Er redete von Patienten und Kunden
und schließlich war er entschwunden.

Da zeigte die Oberschwester ihre Lenden
und mahnte alle zu den Wochenenden:
„Ihr Kletterer, Autoraser, Luftbezwinger,
Brückenbauer, Sägewerker, Schanzenspringer,

zeigt ihr auch Können, Leistung und Mut
und hofft ihr dabei, alles geht gut,
dann sag ich, egal was ihr macht,
ob am hellen Tag oder in der Nacht,

merkt euch überall und immer dabei,
wir haben keine Betten mehr frei!“

16.06.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Es war, man glaubt, oh nein man weiß,
die Suppe die man aß zu heiß.
Und leidvoll hat man es erkannt
Man hat sich so den Mund verbrannt

Nachher zu blasen, dass es kühlt,
dazu ist man zu aufgewühlt,
Und ob es dann noch etwas bringt,
wenn man dazu ein Liedchen singt?

Viel besser doch, man ist so frei,
wenn es auch wehtut, einerlei,
Man stellt sich nicht in Reih und Glied
und isst die heiße Suppe mit.

Nur die! Auf andre üb' Verzicht
Mehr Sorten Suppe kocht man nicht,
Lass nie dir in die Suppe spucken
Du musst in fremde Töpfe gucken

Da findest du bestimmt, ich wette
auch leckere und sicher fette
zur Auswahl jene oder diese.
und machst dir deshalb zur Devise.

Legst erst einmal den Löffel weg
nimmst dir die Gabel vom Besteck
und bald schon haut's dich aus den Socken:
So finden sich die besten Brocken.