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Gedichte über Alltägliches - Seite 163


Kein Platz für das Neue?

Ich gehe in mich und versuche still zu sein;
Ich gehe in mich und bleib ganz allein
Und schau mich um:
Was alles ist um mich herum?
Was hab ich da an vielen Dingen
Angehäuft, obwohl sie nichts mehr bringen?
Was war der Grund, dass ich sie zu mir nahm?
Was wollte ich mit all dem Kram?

Viel wichtiger als das ist jetzt jedoch
Brauch ich das alles wirklich noch?
Oder könnte ich es gut entbehren,
könnt ich mein Umfeld auch entleeren?
Könnt ich den rechten Sinn erfassen,
warum kann ich das alles nicht entlassen?
Besitze ich die Dinge um mich her
Oder stimmt das hier alles gar nicht mehr?

Und plötzlich da verändert sich
Die Sicht der Dinge hier für mich
Mein ganzes Haus ist schon so voll,
weil ich mich davon trennen soll,
um Platz zu machen für das Neue,
auf das ich mich schon lange freue,
doch das hat noch nicht stattgefunden,
weil es hier keinen Platz gefunden.

Und ich erkenne, dass das Bild
Für mich auch ganz woanders gilt:
Es gelten diese unsichtbaren Schranken
Für mich auch im Bereich: Gedanken.
Was schleppe ich da mit mir rum
Was nenne ich hier Eigentum?
Da gibt es Angst und Groll und Traurigkeit
Vorwürfe und Belanglosigkeit.

Und solange ich über die schlechte Welt jammere
Und mich an die nutzlosen Gefühle klammere
Und sie hüte wie einen Schatz
Besetze ich einen wichtigen Platz.
Um mich zu entwickeln, muss ich den haben
Sonst fehlt mir der Raum für neue Gaben
und ich kann nur dann das Neue genießen
Wenn ich erkannt habe: Alles muss fließen.




Eine falsche Einstellung fesselt mein Leben
Denn wenn ich mich weigere wegzugeben
Zeigt diese Einstellung zum „Behalten an sich“
Vor dem „Morgen“ fürchte ich mich.
Das Schöne und Neue, was die Welt verschönt
Das ist nicht für mich, daran bin ich gewöhnt.
Aber das soll nun nicht länger so sein
Mir fällt etwas sehr viel Besseres ein:

Ich werde Tanzen als ob niemand mich sieht

Und Singen weil ein Wunder geschieht

Und meine Liebe soll umfassend werden

Ich werde Leben, als sei der Himmel auf Erden.

Don Juni 2009
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Dein, mein, unser Haus

Viele rufen gedankenlos aus:
„Ich hab nur ne Hütte, ein Haus!“
Meist denken und reden sie verkehrt,
denn sie meinen finanziellen Wert.
Doch ein Haus, auch noch so klein,
ist für dich und mich ein Hort allein.

Dort hin zieht man sich zurück,
nach des Tages Müh und Glück,
macht hinter sich die Haustür zu
und hat nun endlich seine Ruh.
Man kann dort seine Hobbys pflegen,
ohne öffentliches für und gegen.

Und wenn man dabei Fehler macht,
sagt man still nur „Gute Nacht!“
Überhaupt, die dunklen Nächte
sind des Menschen Ort der Mächte.
Hier schweigt und versteckt man nicht,
hier zeigt jeder sein Gesicht.

Hier wird jede Frau zur treuen Braut,
weil sie endlich sich aufs neue traut.
Wenn sie erst blasse Knospen zeigt,
sich farbig dann als Blüte neigt,
geht sie ehrlich tief aus sich heraus:
„Komm, ich zeige dir mein Haus!“

Wenn es einmal nicht gelegen lief
und es hängt der Haussegen schief,
nimmt man den Partner an der Hand
und zeigt ihm außen jede Wand.
Fragt, auf welche Mauer er verzichtet,
wenn er oder sie die Ehe vernichtet.

Jede kleine Fuge, jeder sichtbare Stein
gehört ihnen beiden nur ganz allein.
Gesprungene Steine, bröckelnder Putz
deuten nur auf Leben und Nutz.
Löst sich mal ein Stein vom Dach,
macht er für die Nachbarn Krach.

Doch fürs eigene Haus heißt es jetzt,
der wird gemeinsam wieder eingesetzt.
Die Leiter-einer holt, der andere hält,
immer schön ruhig, dass keiner fällt.
Sitzt der Stein, ist endlich Schluss,
Versöhnung beginnt mit einem Kuss.

15.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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