Gedichte über den Abschied - Seite 42

Wenn dein Haustier einmal sterben muss,
dann geht es über eine Brücke.
Die entsteht bei einem Regenguss,
die Wolken haben eine Lücke.

Durch diese die Sonne tröstend strahlt,
sie mildert so der Trauer Narben,
weil sie die Brücke auf Tropfen malt,
bezaubernd schön in allen Farben.

Dein treu'ster Freund macht sich auf den Weg,
den Regenbogen zu überquer'n.
Den Lebenden bietet er kein Steg,
denn sie sind dem Paradies noch fern.

So wurde friedlich Abschied genommen,
die Wolken haben sich verzogen,
dein Freund ist friedlich angekommen,
verschwunden ist der Regenbogen.

Doch im Herzen strahlt er bunt weiter,
erinnert dich an dein liebstes Tier,
wie es munter, gesund und heiter,
die schönste Zeit verbrachte mit dir.

Thomas

Nun bin ich alt

Nun bin ich alt.
Von ferne schallt
ein Glockenklang,
wie wird mir bang,
ruft er mich schon
vor Gottes Thron?

Was ist getan, was ist gedacht?
Was ist verträumt bei Tag und Nacht?
Der Glockenklang
ein Harfensang?
Ruft er mich schon
vor Gottes Thron?

Dann, angesichts der Ewigkeit,
entbunden nun von Raum und Zeit
hör ich den Glockenklang
-mir ist nicht bang-
ruft mich zur Zeitenwende,
ich fall in Gottes Hände.

Peter Bobisch

Zeit

Wo ist die Zeit,
die wir zu unserer Verbündeten
machen wollten,
mit der wir die Welt
aus den Angeln heben wollten
- in jungen Jahren.

Wo ist die Zeit,
an der wir herumgeraten haben,
bis sie scheinbar
uns gefügig war,
zu gründen eine neue Welt
- in jungen Jahren.

Wo ist die Zeit,
die wir totgeschwiegen haben
in einsamen Nächten,
um auf Du und Du
eins mit uns selbst zu sein
- in jungen Jahren.

Wo ist die Zeit,
die wir nun vermissen lernen,
wir haben sie verloren,
um sie neu zu finden,
dort wo sie auf uns wartet
- in wieder jungen Jahren.