Gedichte über Zweifel - Seite 57

Die Lotte kann man sich vorstellen,
vielleicht eine fesche junge Frau,
eine die richtig toll und cool ist,
die lockigen Haare noch nicht grau.

Eine, die das pralle Leben liebt,
die immer ihren Mann steht.
Eine voll emanzipierte Frau,
deren Blüte wohl nie vergeht.

Eine Frau, geboren zur Liebe,
mit viel Gefühl und großem Herz,
die sehr viele Menschen betört,
eine toll fröhliche, ohne Schmerz.

Flotter Otto, ein negativer Pedant,
alle wollen ihn sehr gerne meiden.
Er ist voll ein Ekel in Person,
deshalb kann ihn niemand leiden.

Der Unterschied zwei Buchstaben?
In Wirklichkeit sind es wohl mehr.
Halt dich lieber an die Flotte Lotte,
mit ihr hast du es nicht so schwer.

Ernestine Freifrau von Mollwitz
mageba

Soso oh mein geliebtes Weib,
du unterstellst mir Zeitvertreib,
gar mit irgend welchen Damen,
wegen Flecken an den Armen,
die wohl vom Saugen herrühren,
verbunden auch mit verführen.
Dabei ziehst du nicht in Betracht,
und hast auch nicht daran gedacht,
das ich dir deine Lasten trug
und damit auch noch nicht genug,
es waren die schweren, großen...
Ich hab' mich schmerzlich gestoßen!
Und generell, ja überhaupt,
hast du ernsthaft wirklich geglaubt,
du würdest an mir Knutschflecken
ernsthaft irgendwo entdecken?
-
Die wären dort wo du's nicht siehst,
weil du vor Zweisamkeit noch fliehst...

Thomas

Wenn ich traurig bin, und es geht mir schlecht,
wenn Zeiten schwierig sind und ungerecht,
wenn alle Freunde sind längst nicht mehr da,
und niemand auf der Welt ist mir noch nah,
wirst du dann bei mir sein, für alle Zeit,
wirst du mich schützen vor der Einsamkeit?

Wenn kalte Tränen stehn mir im Gesicht,
wenn meine Seele fast vor Schmerz zerbricht,
wenn all das Glück ging so weit von mir fort,
und niemand tröstet mich, kein liebes Wort,
bist du dann da für mich und machst mir Mut,
wird dann mit deiner Hilfe alles gut?

Wenn ich so müde bin und nicht mehr kann,
wenn ich beenden will, was ich begann,
wenn selbst mein Leben ist mir nichts mehr wert,
und alles was ich mache ist verkehrt,
kann ich dann immer noch auf dich vertraun,
kann ich ein Leben lang stets auf dich bauen?


© Kerstin Mayer 2003

OHNE WORTE
„Es ist immer etwas in Mode,
außer der Seele.“ Cees Nooteboom

Woher, all diese Worte
des Widerstands, der Wut, der Trauer?
Obwohl das Leben doch schön ist,
hinter dem Schleier.

Welche Art von Melancholie überfällt dich heute,
von all denen, die du so sorgsam gepflegt hast?

Woher all das Schweigen,
das Pöbeln, das Lamentieren,
obwohl immer irgendwo Krieg herrscht?
Ist es das, was wir Menschlichkeit nennen?
Humanismus, ein euphemistischer Begriff?

Wir sulen uns, in unserer Inkonsequenz.
Vielleicht geht nicht einmal die Welt unter,
auch wenn wir so weiter machen.

Seele, Bewusstsein, Verantwortung - was sind das für Worte?

Meine Prophezeiung (damit ließe sich eine neue Sekte gründen) lautet:
Die Welt wird den Menschen überleben.
(Wir sind auch wirklich nur wichtig für uns.)

Sie wird überleben, aber wortlos.

Er fürchtet sich... fürchtet sich vor Liebe,
davor, dass sein Herz könnte daran zerbrechen.
Er unterdrückt seither seine natürlichen Triebe,
auch im Wissen: Das wird sich rächen.

Hässlich redet sich der junge Mann.
Keine Frau würde ihn jemals nehmen.
Es gibt so viel, was er nicht kann
und noch mehr nach dem er sich würde sehnen.

Er sucht immerwährend nach den einen Reim,
träumt sich in seine Heldengeschichten.
Wünschte er könnte wie eines der vielen Idole sein,
wünschte er konnte den Zweifel und Schwermut in sich vernichten.

Vielleicht käme einst der Tag, sein selbst neuzugestalten,
Er würde rausgehen und tun, um zu gefallen.
Er würde sich bemühen, neue Kräfte entfalten,
sich wieder besser fühlen und an neu geschöpfte Hoffnung krallen.

Er würde was für den Körper machen und für den Geist,
würde eine neue Form erlangen.
Doch dass die Seele und das Herz immer noch verschleißt,
der Kern noch ist in Hülle gefangen...

... das würde er erst merken, wenn er sie sieht
und ihm die Brust steht im Flammen.
Doch er zögert abermals, nichts geschieht.
Sie verschwindet in der Ferne, zieht wortlos von dannen.

So wie viel Eifer, so viel Kampf und Poesie,
doch nicht mal ein Lächeln konnte sie ihm schenken.
Es bleibt ein unerfüllter Traum: Er und Sie.
"Zu unnahbar, so unerreichbar...", ist, was beide sich denken.

N.Fender