Gedichte über Zweifel - Seite 58

Das Monster hat mich in der Hand,
es lenkt meine Gefühle.
Es zählt mir meine Fehler auf,
und bestimmt, was ich spüre.

Du bist ein Versager, sagt es,
kannst nichts richtig machen.
Benimmst dich immer falsch,
und zerstörst nur die Sachen.

Ich soll mich verschließen,
und keinem mehr trauen.
Ich enttäusche doch eh nur,
und bin das vollkommene Grauen.

Nur das Monster liebt mich,
so wie ich jetzt bin.
Ich kann es verstehen,
denn alles andere macht keinen Sinn.

Wer könnte mir schon helfen,
bin eh zu nichts gut.
Und die Sache mit der Liebe
ist eh nur Betrug.

Vertrauen und helfen,
dass ich nicht lache.
Ich hab doch mein Monster,
meinen klugen Drachen.

Wenn Wissen fehlt
ist es schnell passiert,
dass man oh Graus
schlechte Noten kassiert.

Der Fehlerteufel
begleitet uns schon immer.
Man muss ihn bekämpfen,
sonst wird es schlimmer.

Ist aber kein Grund,
sich zu verstecken.
Fehler passieren sogar
Zwergen und Recken.

Aus Fehlern
können wir lernen,
so schafft man es
bis zu den Sternen.

Aus Angst vor Fehlern
gar nichts zu tun,
verhindert doch nur
menschlichen Ruhm.

Ernestine Freifrau von Mollwitz





mageba

Da war ihm doch
Da war ihm doch,
Als würde er heute
Vom Sonnenschein geküsst.
Man hat ihn herzlich begrüßt
Alles altbekannte Leute,
Das Gespräch wartete noch.

Zuerst die Pflicht und dann die Kür,
Also auf zum leidigen Gespräch –
Im Sinnen auf die schönere Tätigkeit
Mit ihr, seiner ersehnten Lieblichkeit.
Schon schlug sein Herzgefäß:
Lächelnd ging er zur Tür.

Er kam gern wieder rasch heraus
Aus diesem so wichtigen Dialog
Und ging direkt zur lieben Seele,
Damit er sich bei ihr einstelle.
Doch als er um die Ecke bog,
Waren leer Eingang und Haus.

Es ist nicht leicht, jemanden zu finden,
Der mit Deiner Arbeit auch einverstanden,
Weil er vielleicht nur an das Eine denkt,
Dir vielleicht nur wenig Glauben schenkt.
So kannst und willst Du dort nicht landen,
Wo sich Liebe nicht kann binden.

Da war ihm doch,
Als wär' sie ihm sehr fern,
Selbst wenn seine Adern lohen.
Vielleicht ist sie sogar geflohen,
Hat zu enge Nähe nicht allzu gern,
Nicht bereit für das Liebesjoch.

Dann sah er sie dort sitzen,
Draußen, wartend im Sonnenschein,
Wo kein Zweifel ihn mehr grüßte,
Als er sie sehnsüchtig küsste –
Sie zweisam, so ganz für sich allein:
Wind blies durch des Standkorbs Ritzen...

©Hans Hartmut Karg
2024

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