Wo ein Berg ist
Wo ein Berg ist, lockt das Tal,
Der Wunsch lebt auf, wohl tausendmal,
Denn ihn verstärkt allzeit Neugierde
Und so wächst Menschen zu Begierde.
Doch wer zu lange in Bekanntem,
Der möchte gern woanders landen,
Wo Blicke ihn längst hingetragen,
Um neuen Horizont zu wagen.
Also, rasch auf und rasch ins Tal,
Wo alles grünt und nichts dort kahl,
Der Bach zur Frische trägt die Lungen,
Wir treffen vielleicht auf die Jungen.
Da ist es kühl, die Sonne fern,
Die leuchtet nur am Berg so gern.
So lockt im Tal uns auch das Fremde,
Am Berg kennt man ja das Gelände.
Man sieht oben zwar sehr viel weiter
Und das Gemüt braucht keine Leiter –
Ganz anders als bei dunklen Tannen
Können wir oben Licht einfangen.
Und waren wir dann doch im Tal,
Entdecken wir, dass sintemal
Der Berg uns die Weltweitsicht zeigt,
Weshalb man sich vor ihm verneigt.
Menschen wollen das gern haben,
Wo sie nicht sind, sich andere laben,
Weil die angeblich besser leben –
Man wird ins Unbekannte streben...
©Hans Hartmut Karg
2022
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