Gedichte über die Zeit - Seite 153

...unsere Liebe kam in die Jahre -,
hielt den vielen Tagen nicht stand.
Sind immer dieselben Zeichen,
Herzen voneinander weichen,
...ihre Töne zunehmend leiser.

Haben, wie es einmal war,
schon lange vergessen,
hielten nicht Treue, waren vermessen,
geblieben von der einstigen Liebe,
Misstrauen, Hass und Leid,
jedes Wort abgestanden und schal,
dann das Schweigen, Höllenqual.

Mit den Jahren, wir uns fremd geworden,
hatten doch ewige Liebe geschworen?!
Wir uns selber die Zukunft verdarben,
durch Leichtsinn und Überdruss haben
wir alles verloren.

16.10.2023 © Soso


© Soso

Gassi zu gehen haben wir wieder geschafft,
doch Spaß hat es uns beiden nicht gemacht,
denn das Wetter lädt nicht gerade ein
für längere Zeit draußen zu sein.

Zurück, hat sich mein Hund schlafen gelegt,
auch ich habe ernsthaft überlegt,
es genauso wie er zu tun
und mich noch etwas auszuruhen.

Entscheide mich aber doch, auf zu bleiben
und mir die Zeit anders zu vertreiben.
Habe ich erledigt die Hausarbeit,
verbleibt am Tag noch genügend Zeit,

meiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen,
und ein interessantes Buch zu lesen,
oder ich nehme Papier und Stifte zur Hand
und fange wie früher zu malen an.

Auch Besuche in der Nachbarschaft
sind hin und wieder angebracht,
denn soziale Kontakte zu pflegen
ist für alle wichtig im Leben.

Ist seine Zeit dann wieder heran,
ist erneut das Gassigehen dran.
Auch zum Schreiben nehme ich mir Zeit,
für Langeweile also keine übrig bleibt.

Nur kurz erblüht

Nur kurz erblüht
lässt sich des Lebens Pracht
erkennen, wenn schon die Blätter fallen,
selbst wo es sehr bemüht
und sorgfältig bedacht
dem Menschen zu Gefallen.

Nur kurz erblüht
ist manches Lebens Licht,
mit dem die Hoffnung lebte,
hat sich daseinsbemüht,
doch hielt es nicht,
so dass es rasch ablebte.

Da freuen Blühgewächse
zwar unsere Augensinne,
tragen zur Lebensfreude bei.
Und doch: Wie eine Hexe
treibt Zeit die schwarze Spinne,
sagt Welkes: S'ist vorbei.


©Hans Hartmut Karg
2023

*

All die Zeit … war inhärent,
was stetig sich zu mir bekennt;
was von mir weicht, beklemmend fremd,
bis zu jenem, was das Feuer fängt.
All die Zeit … konnte ich vergeben,
mich gegen immer gleiche Schelten wehren;
konnt trotz wundem Fleisch und Aufbegehren,
auch nach schwerstem Scheitern heimwärts kehren.

Es war so klar …
all die Zeit, was mich beengt,
was mich befreit;
von fernen Weiten ruft so weit,
unumgehbar, Sterblichkeit.
Es wurde klarer …
all die Zeit, hab nur verdrängt,
in Selbstmitleid;
was leuchtend mir die Wege zeigt,
ist aufrichtige Offenheit!

Ich gehe entschieden,
mit dem Göttlichen in Frieden;
bis des ganzen Seins Wahrhaftigkeit,
sich mir erschließt … nach all der Zeit.

Jacob Seywald XIII