Ein Ohrenkneifer, braun und glatt,
saß auf einem Lilienblatt.
Es dämmerte, die Luft war klar,
der Lilie Duft so wunderbar.
Ein junger Mann, auf Freiersfüßen,
sah hoch beglückt die Blume sprießen.
Wie würd’ die Liebste ihn bedenken,
würd’ er ihr diese Lilie schenken?
So brach er sie im Liebeseifer
und sah nicht wie der Ohrenkneifer
geschwind im Blütenkelch verschwand,
worin er Schutz und Zuflucht fand.
Der Bursche nun zur Liebsten eilte,
derweil das Tier im Kelch verweilte.
Die holde Maid schien wie gebannt,
als er stolz lächelnd vor ihr stand.
Verschämt und etwas ungelenk
bot er die Lilie zum Geschenk.
Um gänzlich ihr zu imponieren,
beschwor er sie, zu inhalieren,
hoffend, dass der Blume Dunst
noch steigerte der Jungfer Gunst.
Drum führte er die Lilienrute
ganz nah an ihre Zuckerschnute.
Man ahnt, wie das zu Ende ging -
mit Ohrfeige und Nasenring!
(geschrieben am 22.07.2017)
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