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Gedichte über Weisheit - Seite 23


Weisheitsgeschichten - Der junge Dichter

Es war einmal ...

Das Dorf Lija war von Gebirge umgeben
Nur ein Weg führte über eine Brücke ins Tal hinab
Die Bewohner fürchteten um ihr Leben
Denn große Gefahren es auf diesem Pfade gab

Wölfe trieben sich dort in einem dunklen Wald umher
Morsch sei die Brücke schon vor Jahren geworden
So sagte man dort mit Blicken schwer
Auch würde man Wanderer bestehlen und morden

Ein junger Mann in der Dichtkunst erfahren
Lebte dort mit seiner Mutter allein
Aus Angst wollte er seine Abhängigkeit bewahren
Engagement zeigte er nur zum Schein

Der Dorfälteste bestärkte ihn in seinem Glauben
Denn im Dorf mussten alle zusammenhalten
So konnte er den Wunsch nach Freiheit rauben
Es fügten sich die Jungen und die Alten

Eines Tages erschien eine betagte Frau
Liebevoll ihre Stimme erklang
Sie sprach von Freiheit mit Augen offen und blau
Der Junge setzte sich zu ihr auf eine Bank

Er las ihr ein paar seiner Gedichte vor
Sie schaute ihn freundlich und zärtlich an
Selten drang ähnliches an ihr Ohr
Sie sagte "Ich kenne niemanden, der so gut reimen kann"

Sie: "Wie nutzt Du Deine Begabung ?"
Er: "Nur so zum Spaße dichte ich"
Sie: "Wie ist es es mit Liebe und Verlobung ?"
Er: "Hier gibt es keine Frau für mich"

Sie; "Dann geh ins Tal und schau Dich um"
Ungläubig schaute er in ihre Augen
Er: "Aber wie - auf dem Wege schleichen Wölfe herum ?"
Sie: "Die Wölfe sind in Dir, Gedanken die Dir den Mut aussaugen"

Er: "Wie kann ich denn dorthin gelangen ?"
Sie: "Gehe zu den großen Apfelbäumen dort
Und pflücke selbst von jedem einen Apfel, die weit oben hängen
Ohne Hilfe, ansonsten ist der Zauber fort !

Esse einen roten Apfel, den Apfel des Mutes
Und einen vom hohen Baume, der Apfel der Verantwortung hängt daran
Der Weg zur Freiheit ist: Man tut es
Mut und Eigenverantwortung sind ein gutes Gespann"

Verwirrt schaute er ihr nach
Sie ging, sich verabschiedend, direkt in Richtung morscher Brücke
Die, als sie sie betrat, laut knarrend, trotzdem nicht zerbrach
Er dachte sich "Ich geh ihr heimlich hinterher, bevor ich die Äpfel pflücke"

So schlich er sich aus dem Dorf heraus
Und konnte seinen Augen nicht trauen
Sie zog sich alle Kleider aus
Und verstaute ihre Sachen unter einem Stein, 'nem grauen

So ganz nackt veränderte sich ihre Gestalt
Und wurde ein stolzer Adler, der auf steinigem Boden stand
Mit kräftigem Flügelschlag flog sie über den dunklen Wald
Dem Himmel entgegen, bis sie aus dem Sichtfeld entschwand

Er ging ins Dorf zurück
Und versuchte die Bäume zu erklimmen
Doch blieb erfolglos er und ohne Glück
Seine Angst hielt ihn am Boden und er hörte hinter sich Stimmen

Dann lieh er sich vom Bauern Hein eine Leiter aus
Doch unter seinen Füßen drückten die Sohlen
So stellte er die Leiter auf halbem Wege gegen das Nachbarhaus
Und dachte sich: "Hein kann sie sich schon selber wieder holen"

Er ging zum Dorfältesten
und berichtete ihm von der betagten Frau
was er sah und hörte, mit mächtig großen Gesten
Der lobte ihn: "Das Du zu mir kamst, das war sehr schlau!"

Tags darauf waren in der Früh
Die Apfelbäume nebst Äpfeln plötzlich verschwunden
Ein Gedicht schrieb der junge Dichter ohne Müh
Und wurde träumend auf der Wiese gefunden

Und wenn er nicht gestorben ist
Dann träumt er auch noch heute
Von Freiheit, die er sehr vermisst
Weil er Angst, falschem Vertrauen und Faulheit, wurde eine leichte Beute

© jogdragoon

Hinweise:
Die Apfelbäume wurden am frühen Morgen gefällt.
Das die Frau sich in einen Adler verwandelt, symbolisiert, dass sie sich über die angeblichen Gefahren erhebt und sich durch den freien Himmel zu einem Ort ihrer Wahl begibt, welches sich ausserhalb des Wahrnehmungsfeldes des Lesers befindet.
Ein Verdacht: Will der Dorfälteste vielleicht nicht, dass die Bewohner das Dorf verlassen ? ... Warum ?
"Lija" steht für ... ?
Welche "Magie" beinhalten die Äpfel ?
... hier klicken um den ganzen Text anzuzeigen


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