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Gedichte zu Weihnachten - Seite 70


Weihnachtstreffen im Spreewald

Heute habt ihr Langeweile
und lest darum jede Zeile.
Deshalb wird euch nun präsentiert,
was mir im Sommer ist passiert.

Das Alter lässt sich nicht vermeiden,
auch wenn man beim Geburtsjahr schwindelt,
doch habe ich noch keine Leiden
für die man mich im Altersheim windelt.

Weil ich neulich etwas sah,
wobei ich heut noch zitter,
was bestimmt im Schlaf geschah,
ich schieb es auf die Spreewaldbitter.

August war es mit großer Hitze,
an Regenwürmern war kein Mangel,
und damit ich nicht so schwitze,
saß ich im Spreewald mit der Angel.

Doch plötzlich, laut und immer wieder
schallten durch den Erlenwald,
live gesungene Weihnachtslieder,
so laut, dass das Echo widerhallt.

Hab ich etwa Weihnachten verpennt,
oder bin ich betrunken?
Die Schnapssorte jeder kennt
und ich hab danach gestunken.

Da kam ein Spreewaldkahn gefahren,
der tief im Wasser lag,
mit vielen Männern, die reich an Jahren.
doch alle vom gleichen Schlag.

Das Erscheinen hat mich überrascht
ich sprang auf und habe brav gedienert.
Weiße Bärte, lang und dicht,
rote Mäntel, die Stiefel blank gewienert.

Denn das war der Weihnachtskahn,
erfuhr ich später unverhofft,
den bisher nur wenige sah’ n,
denn die Männer kommen nicht oft.

Gegenüber, bei der schwarzen Ecke,
legten sie am Wiesenufer an.
Und dicht vor meinem Angelverstecke
verbargen sie im Schilf ihren Kahn.

Zu der Wiese hinter der Hecke,
wo sonst Leinen die Wäsche halten,
schleppten sie die großen Säcke,
um einen Tauschtag zu gestalten.

Alle saßen schnell im großen Kreis,
nicht auf Kissen und Stühlen,
sondern auf ihrem gepolsterten Steiß,
um in den Säcken dann zu wühlen.

Jeder zeigte die Pakete,
egal ob für Mädel oder Jungen,
die er gerne tauschen täte,
doch keiner war dazu gezwungen.

Vom Beißring für das neuste Kind,
das inzwischen Zähne putzt,
bis zum PC sich alles find,
was keinem Kind so richtig nutzt.

Nebenbei der Chef erzählte,
was es im Überfluss gibt
und was schon immer fehlte,
weil keiner mehr Weihnachten liebt.

Er redete von Anfang bis Schluss
es ging um Strom, um Preise und Steuern,
ich staunte, was man beachten muss,
wenn sich die Geschenke jetzt verteuern.

Die Tauschobjekte wurden im Kreis gereicht,
begutachtet und mit Listen verglichen,
hatte einer das Richtige erreicht,
wurde es auf dem Wunschzettel gestrichen.

Irgendwann packten sie ihre Geschenke ein,
denn es war alles getauscht.
Sie steckten ihre roten Zipfelmützen ein
und sind wieder abgerauscht.

Ich sah sie noch den Kahn besteigen,
die Säcke vorher fest zugebunden,
der Letzte nahm die Kette vom Haken
und schon ging‘s los mit kräftigem Staken.

Ich war abends noch lange wach
und habe mein Gehirn geschunden,
denn auf der Wiese sah ich nach,
da habe ich das hier gefunden.

In der Sonne weich geworden
hielt ich es erst für nen Orden.
Doch ich erkannte dann
einen Schokoladenweihnachtsmann.

22.10.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Gedanken zu Weihnachten

Weihnachten wieder vor der Türe steht
wie schnell doch so ein Jahr vergeht
überall wird man im Advent mit dem kommenden Ereignis konfrontiert
Strassen, Geschäfte und Auslagen sind festlich dekoriert

man kann sich dieser Atmosphäre nicht entziehen
unmöglich davor zu fliehen
doch Stimmung, nein, diese kann nicht für alle aufkommen
viele, wie ich, ertragen die Zeit wie benommen

seit der Zeit als die Familie wurde zerrissen
verstehe ich die Bedeutung von Vermissen
doch ich weiß, ich bin mit diesem Kummer nicht allein
für viele andere wird Weihnachten ebenso traurig sein

im vergangenen Jahr geschah nicht viel wofür es zu leben lohnte
täglich präsent die Einsamkeit, die gewohnte
viele Tage und Nächte viel zu langsam vergingen
Erinnerungen konnten immer wieder in den Vordergrund dringen

ich denke oft zurück, an eine bessere Zeit
als die Familie hatte Bestand, lebte in Gemeinsamkeit
es gab so viele schöne Tage welche wir zusammen verbracht
nicht eine Sekunde an das bittere Ende gedacht

auch an den Tag als der Sohn kam zur Welt
ein Geschenk, wie vom Himmel bestellt
das Glück hat es gut mit uns gemeint
doch wir haben getrennt was das Schicksal einmal vereint

so viele unglaublich schöne Momente hat das Kind uns gegeben
bereichert das Dasein, unser Familienleben
für mich ist es nun schwer zu verstehen
das unsere gemeinsame Zeit musste so schnell vergehen

wer weiß welche Chance die Familie hat verpasst
weil wir nicht den Mut haben gefasst
uns und dem Kind nicht gezeigt das wir zueinander stehen
auch den schwierigen Weg bereit sind gemeinsam gehen

glaubten alles was wir taten sei richtig
nicht bedacht was wirklich wichtig
gaben uns nicht einmal die Gelegenheit
zu beenden den für alle schmerzhaften, sinnlosen Streit

ich hoffte immer wir wären aus diesem bösen Traum aufgewacht
hätten an uns geglaubt, an die Familie gedacht
schafften es nicht aus der Vergangenheit zu ziehen die richtigen Lehren
gaben uns nicht die Möglichkeit uns zu bewähren

stattdessen waren unsere Worte nur geprägt von Aggression
fanden niemals den richtigen Ton
wenn ich darüber nach denke wie wir uns damit verletzt
bin ich noch immer furchtbar entsetzt

was sind wir dabei bloß für Menschen geworden
warum haben wir uns die Zukunft verdorben
von allen was uns einmal verbunden
blieb nichts, nur emotionale Wunden

es überwog die Gehässigkeit
die Trennung nur noch eine Frage der Zeit
die unausweichliche Scheidung war wohl bereits fixiert
zum Ende haben wir uns voneinander isoliert

leider musste unser Kind auch das Schlechte mit ansehen
traurig das der Sohn auch diesen Weg des Lebens musste mit uns gehen
wie es in ihm ausgesehen hat kann ich mir nicht vorstellen
bin mir aber sicher es konnte ihm schrecklich quälen

wir hätten dem Kind geben können sehr viel Kraft
wenn wir als Eltern es geschafft
ihm eine intakte Familie zu bieten, danach wollte ich streben
es wäre gut gewesen für sein weiteres Leben

das Kind verlor dabei einen Elternteil
die Welt für den Sohn nicht mehr heil
wie oft habe ich mich gefragt
warum wir als Eltern haben so sehr versagt

es ist als hätte die Liebe nie existiert
als wäre niemals etwas passiert
so als hätte es keine Gefühle gegeben
in unserer Zeit, im gemeinsamen Leben

dem anderen wurde kein nettes Wort mehr zu Teil
noch tiefer geschlagen in die Liebe der Keil
Zuneigung aus dem Leben verbannt
alles gelöscht was uns einmal verband

keine Hilfe gegeben, auch nicht angenommen
wir hätten diese sicher bekommen
die Hoffnung blieb irgendwo liegen
Streit und Kälte konnten die Liebe besiegen

ich denke daran voll Bitterkeit
jetzt, wo das Leben besteht nur noch aus Leid
doch in meiner Phantasie, in meinen Träumen
sehe ich was wir konnten versäumen

ich wäre für unsere Familie jeden Weg gegangen
um das vergangene Glück wieder zu erlangen
hätte keine Mühe gescheut
damit uns alle das Leben wieder erfreut

lange her, da gaben wir uns ein Versprechen
wünschten, hofften und glaubten es niemals zu brechen
geheiratet in der Absicht und voll Zuversicht
das unsere Ehe niemals zerbricht

wollten das Leben gemeinsam gestalten
immer, auch in der Krise, zusammen halten
in jeder Situation immer zu einander stehen
den Lebensweg vereint gehen

doch auch wenn mir die Familie heute so sehr kann fehlen
komme ich nicht umhin mir die Frage zu stellen
war unsere Liebe nicht stark genug
war alles nur an unseren Herzen ein Betrug

habe wir uns in der Liebe so sehr geirrt
haben uns die Gefühle nur verwirrt
war all das was wir uns sagten nur gelogen
haben wir uns um das Glück betrogen

ich will es wirklich nicht glauben
will mich nicht des Traumes berauben
bin überzeugt unsere Liebe war ehrlich und aufrichtig
nur zum Schluss, am Ende, wussten wir nicht mehr was wirklich wichtig

keiner kann sage was wäre passiert hätten wir uns anders entschieden
statt getrennt und geschieden doch zusammen geblieben
vielleicht, nur vielleicht könnten wir zusammen vor dem Baum stehen
Weihnachten als Familie, besinnlich und glücklich begehen
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