Gedichte Über Wasser - Seite 48

Bei den Colli Euganei

Nahe sind mir die traumhaften Hügel,
Nahe das alte Kloster Monteortone:
Da hält die Sonne in der Hand die Zügel,
Wo alles Land Warmwasser bewohne.

Zum Greifen nah bei sauberster Luft
Reiht am Morgen sich Bergchen an Berg,
Wo die Kurgäste, umweht von Blauregenduft
Am Vormittag gehen mit Fango im Werk

Das uralte Regenwasser aus tiefen Regionen
Mit dem Fangogeschenk nach oben drückt
Und man in diesen Thermalbäderzonen
Permenant Gäste zum Grauschlamm hinschickt.

Das ist wirklich ein gesegnetes Land,
Welches mit solchem Naturreichtum lebt.
Auch hier hat es der Mensch nun in der Hand,
Dass im Gesundbrunnen Freude erstrebt.


©Hans Hartmut Karg
2024

*

Zeit zerschmolz in Wasserringen.
Moment um Moment
perlte ab vom Lehm
im Tausendgüldenkraut.
Wir hielten die Hände auf,
unterm Quittenbaum
Obst der Ewigkeit zu empfangen
im weißen Seidengras.
In ungemessenen Augenblicken
tauschten wir Armbanduhren
in morgendlichen Weihrauch ein
mit Cherubim, gekleidet
wie Rosenhändler aus Isfahan.
Und leuchtende Lerchenzungen
sangen von dir und mir
und jeglicher Zuneigung Hauch.


© Andreas Vierk, © Lena Engelbrecht



© Andreas Vierk

Morgens frühes Ritual
Dusche, dusche, Wasserstrahl
Abseifen, abstreifen der Körperqual
Nach Sport und Hitze dann nochmal

Anderer Menschen Denken, Tun
zornig, verbittert, lässt sie nicht ruh'n

Wenige selbstbewusst für sich bestimmen
im offenen Meere frei zu schwimmen
unter offenem Himmel, Meeresrauschen
belebt, erregt, sie der Weite lauschen

Des Duschers Stimme oft erklingt:
Der Meeresschwimmer, ja der "stinkt"

Es stimmt, man kann schon etwas riechen
auch wenn Meeresschwimmer niemals kriechen
Nach .. hier die Antwort, sei bereit:
"Wissen, Weisheit und Freiheit"

---------------

Hinweis:
Viele gehen morgens zum Reinigen unter die Dusche
andere springen dafür ins Meer.
Der Unterschied beider ist, dass der, der sich im Meer reinigt,
auch unter die Dusche gehen könnte,
der der unter die Dusche geht,
traut sich jedoch nicht ins Meer.

Das hat nichts mit Körperreinigung zu tun, sondern ist eine Parabel zum Erlangen von Wissen, Weisheiten, Erkenntnissen, den eigenen Glaubenssätzen sowie sich daraus bildenden Weltbildern.
Die Dusche steht für ein Denkgefängnis mit stets gleichem, warmen Wasserstrahl (Glaubenssätzen), die den Duscher auf ein Weltbild nach-richten.

© jogdragoon