Gedichte zur Wahl - Seite 19

du sagtest oft zu mir
du wärest ein gefall'ner Engel
wie Luzifer
der durch den Größenwahn
zur Erde fiel
und dich versucht
versucht in Bann
zu ziehn

dann warst du wieder Jesus
der lauthals
das Weltgeschehn
den Regen 
und dir doch leise
mit Vergeben und mit Demut
im Schicksal lag
auf göttlich' Weise

dann warst du
doch nur der
der du bisher auch warst
ein liebenswertes Wesen
das traurig und geknickt
sich ohne Hoffnung gab
in sein erbärmliches
Geschick

nun bist du tot
du lebst weder als Luzifer
noch Jesus
in mir weiter
während ich falle
und verletzt
und trostlos traurig
an deinem Leben scheiter

ich bin das Eine
und das Andre nicht
mein Leben trägt zwar deins
doch auch noch mein Gesicht
in Spuren
unser Spiegelbild
im Widerspruch
zerbricht

mir bleiben liebevoll
die zarten Worte
die hoffnungsvollen Träume
deine Liebe
Zuversicht
dein warmes Lächeln
und dein Größenwahn
dein helles Licht


*für meinen Sohn Rafael

Fast alle Politiker sind nett,
im Duell, Duett und auch Quintett,
wir müssen sie täglich ertragen,
vor Wahlen, an Medientagen.

Man sitzt da geschlagene Stunden,
sieht nur noch Politikerrunden,
mit den Journalisten konfrontiert,
wartet man, dass endlich was passiert.

Doch gar nichts dergleichen hören wir,
denn in längst bekannter Sprechmanier,
bleibt alles, wie gehabt, beim Alten,
wichtig ist, man wird unterhalten.

Alle Fragen sind doch längst bekannt,
sie durchziehen schon das ganze Land,
denn Antworten der Großparteien,
die müssen nicht nach Wahrheit schreien.

Völlig abgedroschen sind sie längst,
fad und langweilig, obwohl Du denkst,
etwas Neues in diesen Tagen,
könnt' unser Land - dringend vertragen.

© Horst Rehmannn