Gedichte über Vergangenheit - Seite 38

In meinem Kopf dreht sich so viel Vergangenheit
Sie sagt: „Na komm, geh los“
War das ein Schritt zu weit?

Zu viel passiert in zu wenig Zeit
So weit gerannt, und trotzdem nicht am Ziel
Zu viel entzweit und wiedervereint
Letzendlich ist nichts,
wie es irgendwie scheint

Dieser Ozean überschwemmt mich immer wieder
Und singt traurig seine alten Lieder
Dann spring ich rein, versuche zu schwimmen
Zu tauchen und mich zu erinnern

Und dann finde ich Dinge,
doch sie gehen einfach unter
Denn ihre Zeit ist vorbei,
das hier war nur ein kurzer Rundgang

Somit komme ich zurück und alles ist wie immer
Und doch sehe ich einen silbrigen Schimmer

Die einzelnen Lichter des Vergangenen
Sie fliegen immer noch herum,
und so versuche ich sie zu fangen.

Als Knirps war ich ein großer Held,
wenn es gab das Taschengeld,
nahm meine Beine in die Hand,
und bin zum Kiosk schnell gerannt.

Am Schalter war ich überfragt:
»Was hat denn noch der Bauch gesagt?«
Waren es die Zwiebelringe,
oder gar die Silberlinge?

Den Waffelbruch nicht zu vergessen,
ein Lakritz wurd’ schnell gegessen,
Wassereis, das war der Hit,
ich nahm auch gern 'nen Lutscher mit.

Ein Mohrenkopf im Brötchen steckte,
das Zwillings-Eis ich gerne leckte,
Knöterich war ein Genuss,
Mausespeck ein wahres Muss.

Sah ich Veilchen, wurd’ ich schwach,
ich griff auch gern ins Bilder-Fach,
toll waren stets die Wundertüten
und Glanzbilder mit Rosenblüten.

War ich Tage später pleite,
nahm mich Mutti meist zur Seite,
sagte mir: „Ich lieb Dich, Du“
und steckte mir zwei Groschen zu.

© Norbert van Tiggelen

Heimat

Heimat, doch soeben viel in aller Munde
Was bedeutet uns denn die Heimat
Heimat, dort wo wir geboren sind
Oder dort wo wir jetzt leben

Wo fühlen wir uns heimisch
Spielt Heimat noch eine Rolle
Heute in den bewegten Zeiten
Heimatverbunden zu sein, heimatverliebt

Wenn ich gerne da Zuhause bin
Dort an den Plätzen meiner Kindheit
Erinnern an die mit Blumen übersäten Wiesen
Die es heute so leider nicht mehr gibt

Durch all die Gassen wieder streifen
Die vielen Erinnerungen auffrischen
An meine doch sorglose Kinderzeit
Freunde aus Jugendtagen wieder treffen

Ich kehre gerne hier zurück
Dorthin zurück, wo meine Wurzeln sind
Fühle mich wieder angekommen
Angekommen, so ganz bei mir Zuhause

© Ingelore Jung
Februar 2018

Ja, es gab einige, auch wenn ich jetzt glücklich bin.
Ich stecke jetzt nämlich in einer zweiten Ehe drin.
Aus der Kindheit gibt es keine,
denn meistens war ich mit einem Alkoholiker alleine.

An der Tagsordnung waren Misshandlungen angesagt.
Aufmucken habe ich als Kind damals mir nicht gewagt.
Danach kam die Teenagerzeit.
Da war ich schon zu einigen Schandtaten bereit.

Ich lernte ein Mädchen kennen.
Ihren Namen möchte ich hier nennen.
Namen sind auch meistens Schall und Hauch,
habe ich das Mädchen eine Zeit lang nicht gesehen, stand ich völlig auf den Schlauch.

Ich hatte sie wirklich geliebt.
Sie hatte mich buchstäblich umgedreht und ausgesiebt.
Heraus gefallen ist nur mein Geld.
Für sie war ich absolut kein Held.

"Ich werde Dich nie heiraten!"
Und doch kam nach Jahren der erste Satansbraten.
25 Jahre hielt diese Ehe
und egal wie ich es auch drehe,
ein zweiter Satatnsbraten kam in dieser Zeit hinzu.

Der Sex klappte zwischen uns so gut,
mich daran zu erinnern, brauche ich keinen Mut.
Ganz im Gegenteil manchmal träume ich heute noch davon.
Eine schöne Zeit war unser Lohn.