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Gedichte über Trauer - Seite 279


die bessere Hälfte

Seit wir zusammen sind geht es mir nicht mehr gut
Seit wir zusammen sind weine ich viel und fühle mich allein

Du hast mir bisher nie deine volle Aufmerksamkeit geschenkt,
nur in Momenten auf dem Absprung

Immer nur ein halbes Herz.
Ein halbes Interesse, ein halber Blick, eine halbe Berührung, halbe Mühe, halbes Geschenk wenn überhaupt.
Halbe Lust, halber Kuss, halber Sex, halber Start noch halbes Ende
Halb weggefahren dann nur halb wiedergekommen
Jedes mal eins mehr weghalbiert
Halbvolle Versprechen bieten halber Leere den Tisch
Halbe Lehre hab ich gelernt, da fehlt noch was
Wenn es immer halbiert gehts gegen Null und doch wird sie immer fehlen die eine Lektion
Das nennt man Leben

Ich schaff es immer nur halb zu gehen,
Dich halb zu hassen, vermisse so ganz deine halben Küsse.
Unsere ganzen Tage voller halber Liebe scheint mir gerade mehr
als diese zwei Hälften Schmerz.
Von mir. Dazu noch die Hälfte, die du nicht fühlst.
Drei halbe Schmerz.
Am Mittwoch dann ein halbes Wiedersehen.
Mir tut alles ganz und gar weh. Seele, Körper und Geist

Dir geht es neutral. Das heißt halb gut
Mir geht es minus die Hälfte von neutral
Ich hab so voll und ganz gegeben.
Alles . Das ganze volle Herz. Das volle Interesse. Den vollen Kuss
Den vollen Schmerz.
Meine ganze volle Genialität.
Meine Wertschätzung.
Von dir nur Abwärtschatzung
Abwertung
Ich habe in deiner Welt keinen Wert
War nie mehr als null komma fünf
Meist eher kleiner gleich null
Nie null
Aber geht gegen null
Erst wenn
Alles sympathische tot ist
Bist du meine Asymptote
Alles wird gegen null gehen

Dann bin ich wieder eins
Aber jetzt
Ganz und gar gebrochenes Herz
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Trübsal oder Melancholie

Die Morgenröte verkriecht sich heute hinter sieben grauen Wolkenmeeren.
Am Himmel keine Sonnenkugel, die erfüllt mit Lichterspeeren.
Mehr mikroskopisch kleine fein verteilte Regentropfen,
dazu Saharastäube, die unsere freie Sicht zum Sonnenstern verstopfen.

Heimlich sammelt sich das Wasser zu Perlen, klein und rund,
die brechen zaghaft bloß das Licht, aschfahl nur und wenig bunt.
Das leicht getrübte Nass rinnt von Zeit zu Zeit am Fensterglas hinab,
hinterlässt dabei sekundenweise Fährten beinah ohne jede Spur,
die Dunkelheit nimmt schleichend langsam ab,
der Wolkenhimmel zeigt sich mit arg bauchiger Figur.

Das Grün der Wiese wirkt heute äußerst mäßig,
der feuchte Baum, kahlschwarz, ohne jedes Blattwerk, wirkt betagt,
das Grau scheint überaus gefräßig,
hat alles strahlendweiße abgenagt.
Kaum das man den Blick erhoben,
haben sich gar noch Nebelschwaden vor die freie Sicht geschoben.
Gedämpft ist unser Sinn des Sehens,
gefordert ist heute eine andere Gangart des Naturverstehens.

Die Flora entwickelt sich an diesem Tage kaum mehr weiter fort,
die kühle Nässe hemmt den Wuchs sehr, da wie dort.
Baum und Strauch im Garten vor dem Nachbarhaus,
treiben ohne Licht und Wärme kein Blatt und keine Blüte aus.
Die Fauna indes kennt Ruhe oder Stillstand nicht,
Hunger gilt es zu stillen, auch bei trübem Licht.
Der Fuchs stellt den Hühnern nach, er kennt kein Vertun,
die Maus ist vor den Fängen des Greifs niemals sicher, nie immun.

Der Mensch in seiner Geistesglut, wird mit seinen Gefühlen meist seicht dahingetrieben,
lebt er doch mit Gedankengut, das tief in sein Hirn hineingeschrieben.
Des Tages Grau empfindet er zwar wie einen sanften Druck auf seine Seele,
als komplementär zu Sonnengelb und Himmelblau,
überlegt jedoch, dass ihm bei diesem Wetter wohl eine positive emotionale Regung fehle.

Wer aber dazu noch gedankenmüde, abgeschlagen,
wer weiß, dass sein Herz in Kummer weithin fortgetragen,
dessen Gemüt kann das morgendliche Grau recht tief erfassen,
ja, auf dessen Seelenkleid kann sich leicht tiefe Trauer niederlassen.

Fast schön schien mir da die Melancholie,
da die der Seele ein paar Momente der Tristes schnell verzieh.
Oberflächlich nur ins Trübsal hineinversetzt,
hat man sich impulsiv und schnell über diesen Gemütszustand hinweggesetzt:

Grau und bar jeder Morgenröte scheint dieser Morgen,
doch hinter sieben grauen Wolkenmeeren,
weit abseits der Alltagssorgen,
strahlt eine warme Sonnenkugel, die erfüllt mit gleißend hellen Lichterspeeren!

© Caeli
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