Wenn das Wetter draußen ekelt,
der Mensch sich hinterm Ofen räkelt,
dann ist Zeit zum Überdenken,
Gedanken an Vergangenes zu lenken.
Sommerurlaub unter dichten Buchen,
keiner musste sonst die Sonne suchen,
nur die Pilze waren rar,
weil es viel zu trocken war.
Doch dann hieß es sich bewegen,
denn drei Tage lang fiel Regen.
Ich war schlau und ich war alt,
drum war ich allein im Wald.
Die Pilze, diese langersehnten,
sich dort meist im Kreis ausdehnten.
Schon von weitem sah ich die Massen,
und schien den Rückweg zu verpassen.
Die Suche bald ein Ende fand,
der Korb war voll bis übern Rand.
Das war sicher wunderbar,
doch wusste ich nicht mehr, wo ich war.
Die Buchen waren hoch und dicht,
man sah vor Wald die Sonne nicht.
Wo ist Süden und wo Westen?
Woher kommt das Licht am besten?
Hätte ich die Katze mitgenommen,
wäre ich längst nach Hause gekommen.
Denn die kleinen Stubentiger
sind die wirklichen Orientierungssieger.
Dort wo die Katze ständig lebt,
sie auch nach Orientierung strebt.
Sie prägt sich so zu Hause fein
Sicht-, Geruchs- und Lautbilder ein.
Der Mensch sagt voreilig und dumm:
„Die Katze stromert herum.“
Dabei verzeichnet sie in ihrem Gehirn
Jeden Pflasterstein und jedes Gestirn.
Der Mensch nutzt gern schlaue Sprüche,
die Katze liebt wiederkehrende Gerüche.
Bekanntes stets ihr Leben bereichert
und Neues wird exakt gespeichert.
Genauso ist es mit den Geräuschen,
die Katze lässt sich nicht täuschen.
Sie kennt den Gut-Böse Unterschied,
drum schläft manche sogar beim Schmied.
Ich traf im Wald zwar keine Tatze,
doch ich nutzte die Navigation der Katze.
Augen schließen, Ohren drehen,
horchen, woher Geräusche wehen.
Und siehe da, was sonst im Urlaub störte,
ich aus der Ferne eine Säge hörte.
Das Geräusch war wunderbar,
jetzt wusste ich endlich, wo ich war.
Ich lief langsam meine Schritte lenkend
und immer an die Katze denkend.
Da ich bisher niemand davon berichtet,
sei froh, dass ich es für dich gedichtet.
17.12.2015 © W.R.Guthmann