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Gedichte über Sehnsucht - Seite 204


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Seemann - los?

Ein Seemann kehrt zumeist ganz gerne
zurück nach Haus aus weiter Ferne.
Nicht nur das Heimweh ruft zurück,
nein, hier sucht er nun auch sein Glück.
Das er fernab nur fand für Stunden,
auf Dauer hat´s ihn nicht gebunden,
ein Spass war´s nur für kurze Zeit,
in der die Weiber war´n bereit,
sich ihm für Bares hinzugeben,
ihn zu zerstreu´n im kurzen Leben.
Und wenn er sprach: ich lieb dich sehr!
sagt sie: Zeig´ erstmal deine Dollars her!
Da erkannte er mit leichten Graus:
Das wahre Glück gibt´s nur zu Haus!

Hier sieht er nun, an Land geblieben,
die eine, die er gern würd´ lieben,
doch sie gibt sich erst einmal spröde,
was er dann findet reichlich öde.
Um ihr zu zeigen seine Reiche,
finden sie sich zum Treff am Deiche.
Er zeigt den Weg ihr in die Ferne,
sie folgt dem Wink nur allzu gerne,
sieht vor sich weite Wasserwüste,
doch er schaut nur auf ihre Brüste,
versucht nun gar, sie zu umschlingen,
und redet von ganz andren Dingen,
was man tun könnt´ und was sie müssten,
bis sie sich an der Küste küssten.

Sie sind ein Paar, ganz ohne Zweifel,
zur Hochzeit Eltern aus der Eifel,
vorm Pastor dann der Treueschwur,
den einander sie gelobten nur.
Das erste Kind kam auch alsbald,
er noch ganz freudig durchgeknallt,
als schon das zweite unterwegs,
ein drittes geht ihm auf den Keks! -
Da dämmert´s ihm auf eigne Weise,
nicht vordringlich, und erst ganz leise:
Das Heimweh, was ihn einst bewogen,
und ihn nach Haus zurück gezogen,
war das ein Trugschluss? - Im Vertrauen,
gab es nicht auch noch andre Frauen? -

Der Seemann fährt manchmal auch gerne,
von zu Haus weit weg ganz in die Ferne ...
Um die sich Phantasien ranken,
und auch die sündigen Gedanken ...
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