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Gedichte über das Schreiben - Seite 18


Der Brief

Meine Gedanken durch das Weltall treiben,
und ich möchte sie euch brieflich beschreiben.
Euch, wer soll das sein?
Die Frau, die Kinder, der Hund allein?
Ich weiß, man soll erst anfangen
nach Papier und Bleistift zu langen.
Hat das Papier die richtige Farbe?
Oder ähnelt es Flecke oder Narbe?

Als Mann auf rosa Papier schreiben,
würde sicher alle Frauen vertreiben.
Also suche ich im Schreibtischfach
die Bastelschachtel, A4 und flach.
Und ich sehe Papier in grün und blau,
Farben, geeignet für Mann und Frau.
Damit einen Brief, das wäre schick
und ersparte mir den fragenden Blick.

Doch das Papier hielt keinen Knick,
es war nämlich fühlbar zu dick.
Es ließ sich doch sehr schlecht falten
und die Knicke wollten nicht halten.
Da kamen mir endlich Supergedanken,
warum das Blatt überhaupt falten?
Ich habe einfach auf dem grünen Bogen zwei dünne Schneide Linien gezogen

und schnitt ohne langes Warten,
das A4 Blatt in 4 einzelne Karten.
Doch nun kam das große Problem,
welchen Farbstift ich dann nehm.
Rot, grün und blau schieden aus
und auch schwarz sah grausam aus.
Foto-Tusche, weiß wie die Wände,
machte der Sorge nun ein Ende.

Vier Karten nach Informationen riefen
und wurden zu verschiedenen Briefen.
Datenschutz verbietet Adressaten zu nennen,
die vielleicht viele von euch kennen.
Wer solch einen absenderlosen Brief erhält,
weiß nun, dass er ihn nicht bestellt.
Morgen werdet ihr von mir wissen,
ob alle antworteten oder alles zerrissen.

19.11.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Bekenntnis eines Poeten

Ich habe meine inneren Türen verschlossen
So wie die Sonne abends ihre Strahlen einzieht
Sammle ich meine Essenz, meine Wörter
Einzelne Silben, vereinzelt Gold
Ich will nicht schreien
Ja, ich schreibe

Ich weiss wie sehr mir Liebe fehlt
Ich kann kein Blut sehen
Wenn es Ängste regnet
Flüchte ich mich in die Vergangenheit
Ich will nicht schreien
Ja, ich schreibe

Ich schäme mich nicht der Welt zu zeigen
Gerechtigkeit ist eine Einbahnstrasse
Wir sind die neuen Henker, moderne Richter
In uns, um uns - unbewusst Täter und Opfer
Ich will nicht schreien
Ja, ich schreibe

Hier wird geboren, da gehungert und gelitten
Manchmal leise gestorben
Der Wind, er segnet alles
Die Erde, das Meer, jede Bewegung
Selbst das Ungewisse
Ich will nicht schreien
Ja, ich schreibe

Die Welt da draußen, sie lebt von Klischees
Ich habe mich ausgesperrt
Es fällt mir immer schwerer
Die Wahrheit ans Licht zu zerren
Oh Verzeihung!
Ich will nicht schreien
Ja, ich schreibe

Ich stehe vor meinem Schicksalsrad
Mit dem 10. Trumpf in der großen Arkana
Wenn die höheren Mächte resignieren
Siegen die geistigen Widersacher
Bleiben die Klänge stehen
Ich will nicht schreien
Ja, ich schreibe

Das falsche Lippenrot
Mein Herz in Bitterstoffe getaucht
Ertrinken in den Alltagswellen
Die Seele verstrudelt
Jemand sagt, ich hätte einen Wunsch frei
Ich würde die Hügel begraben
Im Land wo die Vögel nicht mehr singen
Und Herz und Adern erfrieren
Die Heimat der Unmenschlichkeit
Ich würde sie mit einem Schild versehen:
Dieser Tag endete mit uns!


© Marcel Strömer
[Magdeburg, den 19.05.2018]
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