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Gedichte über Schmerz - Seite 342


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Zweite Haut

Anfangs dacht ich mir noch nichts dabei
Mir war das Fleisch unter meiner Haut einerlei
Doch mit der Zeit wuchs etwas aus dem Geschwür
Es begleitet mich, geht jeden Tag mit mir aus der Tür

Draußen bin ich mit dem Wesen allein
Denn niemand außer mir hört es schreien
Auf der Rückseite meines Gesichts
Entstand es aus dem Nichts

Es lässt mich Nächte lang wach liegen
Mein Körper fängt an sich unter seinem Gewicht zu verbiegen
Warum ich auf einmal einen Buckel habe?
Weil ich das Monster mit mir herumtrage

Ich schaue nicht absichtlich auf den Boden herab
Sein Gewicht drückt mein Kopf hinab
In Wahrheit will ich alle doch nur vor dem schreienden Biest schützen
Es tut sich mit seinen Armen auf meinem Nacken abstützen

Ich habe Angst, das mein Genick unter dem Gewicht zerbricht
Das Monster wächst täglich, bin in seinem Schatten, seitdem sah ich nie Licht
Meine Hände sind hinter meinem Rücken verschwunden
Dort hat es sie nämlich festgebunden

Andere kennen nicht die Last die auf mir ruht
Es frisst meine Liebe, Kraft und mein Mut
Mir ist nichts mehr geblieben außer Schmerz und Trauer
Wenn ich Fröhlichkeit empfinde liegt es wieder auf der Lauer

Es nimmt sich Aas und schluckt es ohne zu kauen
Ich hatte noch nie die Kraft dem Wesen in die Augen zu schauen
Ich bin immer weniger, nur noch ein einarmiges Geschwür auf seiner Hand
Eine kleine Narbe, die man als sie noch blutetet verband


Selbstmord ist eine Lösung, dann muss ich mich nicht länger quälen
Aber immer wenn ich es tun will reißt es mir das Messer von der Kehle
Die Gründe sich das Leben zu nehmen haben sich mit er Zeit angehäuft
Mit jedem weiteren sehe ich wie mehr von meinem Blut sein Gesicht runterläuft

Es will mich loswerden, es hat mich komplett übernommen
Meine Leben ist endlich, das Monster hat gewonnen
Ein erstes und letztes Mal sehe ich dem Biest ins Angesicht
Und es sieht fast genauso aus wie ich

Doch hinter seinen Augen liegen Welten aus Gewalt
Seine Stimme ist ein schriller Ton der Jahre widerhallt
Es versucht mich zu fressen, aber ich habe keine Wahl
Er soll untergehen, sterben, gehen und zwar mit Qual

Ich kann es nicht gewinnen lassen
Das wäre ein weiterer Grund mich zu hassen
Ich will am Leben bleiben
Deshalb muss ich einen Teil von mir abschneiden
Ich will Überleben
Darum muss ich ein Teil von mir hergeben
Ich habe keine Zeit lange mit mir zu ringen
Wenn ich nicht sterben will muss ich einen Teil von mir umbringen
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Mein Kartenhaus

Das Leben ist ein Kartenhaus.
Alles wird vorsichtig aufgebaut.
Karte für Karte. Stück für Stück.
Von Jahr zu Jahr wird es höher,
aber auch komplizierter und schwieriger es weiter zu bauen.

Kommt etwa ein Luftzug,
so kann das Kartenhaus zerstört werden
oder es hält es aus.
Egal ob es der kalte Nordost-
oder der föhnige Südwestwind ist.

Man weiß es nicht, man weiß nicht was passieren wird,
man sieht es nicht kommen.
Das Kartenhaus versucht seine Stärke unter Beweis zu stellen,
es versucht standhaft zu bleiben.

Es ist auf starken Säulen gebaut, ohne die es nicht stehen könnte,
nicht leben, nicht atmen könnte.
Ohne sie wäre das Kartenhaus nicht so hoch,
ohne sie wäre es nicht so standhaft.

Diese Säulen symbolisieren die wichtigsten Menschen im Leben eines Jeden.
Eltern, Schwestern und Brüder, die engsten und besten Freunde.
Menschen, ohne die man sich sein Leben nicht vorstellen kann,
ohne die man nicht sein will.

Mein Kartenhaus wurde beinahe von einem Schneesturm umgestoßen.
Einfach so. Auf einmal war er da und ist nicht weitergezogen.
Die Karten waren überall verstreut,
kaum noch zu finden und schon fast völlig verloren.

Es hat einige Zeit gedauert,
bis es wieder halbwegs aufgebaut werden konnte.
Mittlerweile konnte es sogar schon ein wenig stabilisiert werden.
Doch nur mit Hilfe dieser Säulen konnte das geschehen.
Und irgendwann wird es ihretwegen wieder so hoch sein, wie es einst war.

Mein Kartenhaus konnte nur durch sie wieder erbaut werden.
Mein Leben wurde wegen dieser Säulen wieder erträglich, wieder lebenswert.
Ich lebe nicht für sie, aber ich lebe wegen ihnen.
Ich lebe noch, weil sie immer da sind,
weil sie die Säulen meines Kartenhauses sind.
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