Ariadne steht im Abseits,
den roten Faden in der Hand,
den sie, naiv, in Liebe
einst für ihren Theseus band.
Sie wollt ihn schützen, leiten, binden,
auf seinem Gang durchs Irrgemäuer:
Den Minothaurus sollt‘ er finden,
das vielgefürchtet‘ Ungeheuer.
Sie konnte einfach nicht ersehen,
dass Theseus Minothaurus IST:
ein Teilstück jenes schönen Mannes,
das fälschlich all ihr Fühlen frisst.
Und Theseus konnt' die Frau nicht ehren,
SIE, die stets ihn wohl gehütet …
Er trennt die Bande kalt mit tausend Scheren,
worauf er rücksichtslos im Dunkeln wütet.
Den Faden jener, die so liebevoll sich sorgte…
Doch er, er war im Herzen tot.
Er konnte nur von Liebe SPRECHEN,
drauf sämtliche Gelübde brechen:
Entlief im ersten Morgenrot.
Und Ariadne lässt die Hände sinken,
das Garn entrutscht dem müden Blick.
Sieht nur noch seinen Schatten winken …
selbst die Erinnerung, sie birgt kein Glück.
***
Die Welt ist groß jenseits von Naxos...
Anouk Ferez 6.12.2016