Gedichte über Schmerz (Seite 262)

Schubartturm

Oben auf des hohen Asperg's Zinnen,
schmachtend seiner Dichterkunst beraubt,
konnt` er den Frieden dort nicht finden,
keinen Lorbeerkranz um seine Stirne winden.

Carl Eugen tat`s in seiner Eng-Gestirnigkeit,
belegte er den Edlen mit dem Denkverbot,
beraubt war dieser große Geist der Freiheit,
statt Geistes-Fesseln wählte er den Tod.

Despotie vermochte ihn nicht verbiegen,
die geistige Reinheit war bestimmt zu siegen,
wer nennt denn heute noch Carl Eugen,
vor Schubart haben wir uns zu verbeugen.

Rei©Men

Gebet im KZ

Vater unser,
der Du auch uns erschaffen hast,
hattest Du uns vergessen?
Dein Reich komme endlich…
War dies wirklich Dein Wille
so wie im Himmel?
Aber bestimmt nicht hier auf Erden…
Und vergib unseren Peinigern,
so wie auch wir versuchen zu vergessen…
Und führe uns aus diesem Ghetto…
Denn Dein ist der Mensch,
ganz gleich WER er ist…

Ausschwitz vor 70 Jahren…

Im bunten Kleid

Der Schmerz zeigt sich meist -
im bunten Kleid.
Mal gelb vor Neid.
Mal Schwarz vor Pein.

Nimmer jedoch
erlebst Du ihn
- im Herzen -
STILL.

Der Schmerz zeigt sich nie
im selben Kleid.

Mal rot vor Zorn.
Mal grau gemalt - wie Asche.
Ist's gescheh'n
hat Dich
die Not
ganz fest
in seiner
Tasche.

Schmerz.

Der Schmerz zeigt sich meist-
im bunten Kleid.
mal gelb
mal Schwarz
mal rot
mal grau

stell um auf grün
und bring
Dein Leben
wieder voll
zum Blüh'n.

Created by Michael Baltes

Entfremdet

Die schönen Jahre sind vorbei,
verlor’n im Alltags-Einerlei…
Wir haben uns nicht viel zu sagen,
statt einer Antwort viele Fragen,
ich kenn‘ mich selbst ja gar nicht mehr
und fühle mich so matt und leer…

Die Träume sind schon längst verblichen
sind einem „Hab‘ Dich lieb“ gewichen…
Ja, soll das wirklich alles sein?
Dann wär‘ ich lieber doch allein…
Hab‘ ich für Dich denn noch Gefühle?
Es ist, als säß ich zwischen Stühle…

Du tust mir wirklich nicht mehr gut…
Doch einfach geh’n braucht so viel Mut…
Lass uns jetzt aufhör’n uns zu kennen
und einfach nur in Freundschaft trennen…
Wir haben’s nun mal nicht geschafft
und ohne Dich hab‘ ich mehr Kraft…

Winterrose

Rosenblut auf Winter's weiss,
zieht einsam seine Kreise,
Tropfen für Tropfen feurig heiß,
seltsame Spuren
ganz leise.

Rosenherz mit Eise's Haut,
erstarrt das schöne wilde,
niemals wieder selbst vertraut,
grausam falsch
der Menschen Bilde.

Gedichte über Schmerz - Seite 262

Schubartturm

Gebet im KZ

Im bunten Kleid

Entfremdet

Winterrose