Herr Scholler ist ein netter Mann,
er kommt im Viertel sehr gut an.
Und alle haben ihn recht gern,
ein Mensch mit wirklich gutem „Kern“…
Herr Scholler, dieser nette Mann,
bringt auch Geschenke – dann und wann,
dem Nachbarsjungen Paulchen Schmitt,
denn der macht artig alles mit…
Ein Scheidungskind – meist sehr allein,
„Dein Vater war ein rohes Schwein!“,
brüllt ihn die Mutter immer an,
dann weint Paul still – oft nächtelang…
Herr Scholler aber ist sein Held,
er gibt ihm Süßes und auch Geld.
Wenn er nur „das“ nicht immer tät,
ob’s hilft, wenn er zur Mutter geht?
Die würde doch nur furchtbar schrei’n
und ihm „die Lüge“ nicht verzeih‘n.
Er spürt jedoch, „das“ ist nicht gut,
doch es zu sagen, fehlt der Mut.
Denn Scholler hat dem Kind gedroht:
„Wenn Du was sagst, dann bin ich tot!
Wir könnten uns sonst nie mehr seh’n,
mein Herz blieb dann vor Kummer steh’n!“
Das Kind erschrickt, schweigt, leidet still,
weil es den Mann nicht „töten“ will…
Dem ist’s auf einmal zu riskant,
ach Paul, Du starbst durch seine Hand…
Heut‘ wärst Du fast so alt wie ich,
noch immer seh‘ ich Dein Gesicht.
Ein Foto blieb mir aus der Zeit,
wir zwei darauf – voll Heiterkeit…
In stillem Gedenken an
„Paulchen“ Schmitt
1965 - 1975