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Gedichte über Religion - Seite 77


DER GESTOHLENE HAMMER

Ein Schläfchen hält der Donnergott
den ganzen langen Winter
Wenn er sich räkelt und erwacht,
freu'n sich die Menschenkinder

auf neues Leben, Sonnenschein,
den warmen Frühjahrsregen
Doch hört, wie das sich einst zutrug
als THOR da so gelegen,

da kommt ein Riese, sieht den Gott
nebst seinem Hammer liegen
Er stiehlt ihn leis und nimmt ihn fort
Und THOR, der war am Wüten!

LOKI fliegt nach Riesenheim
und hört den TRYMR lachen
„Ihr bringt die schöne FREYA mir,
d a n n kann’s am Himmel krachen!“

Die Liebesgöttin darf nicht geh’n,
der Frühling braucht sie wieder!
Die Götter schmieden einen Plan,
doch THOR ist der zuwider

Denn sie verkleiden ihn als Frau,
so fliegen sie zum Riesen
Der freut sich schon auf seine Braut
und möchte sie genießen

Doch diese ist noch tief verschleiert
So wird erst mal gegessen
Die Braut verzehrt den ganzen Ochs
samt Fisch-Delikatessen

Drei Fässer Wein trinkt sie dazu
Der Riese ist argwöhnisch
"Gefastet hatte sie!‘ sagt LOKI,
erwartet Euch so sehnlich!"

Den Riesen schmeichelte das sehr:
„den Hammer holt mir, los!"
befahl er seinen treuen Dienern,
tat ihn in ihren Schoss

Die nahm ihn – und sie schleuderte
ihn auf des Riesen Stirn
Der sank zu Boden, starb sofort
Am Himmel sah man’s blitzen

und freute sich: sie ist zurück,
die Kraft des Wettergottes!
Die List war einwandfrei geglückt -
und mancher voll des Spottes


Anm.: Nach der nordischen Sage vom Raub des Mjölnir durch den Riesen TRYMR. Es war in alten Zeiten Brauch, zur Hochzeit einen THOR-Hammer in den Schoss der Braut zu legen, damit der Gott sie mit Fruchtbarkeit segne.
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BALDUR

Des Sommers ganze Wärme, Pracht,
die Sonne, wie sie strahlt und lacht:
genießen wir 's! Es kommt die Wende!
Und manchmal ein abruptes Ende

Auch unter Menschen gibt's mal einen,
den jeder mag, so einen Feinen,
gerecht und gütig in Person -
so war auch jener eine Sohn

von ODIN und der Mutter FRIGG
Er war ihr Stolz und auch ihr Glück
Der BALDUR war die Lichtgestalt,
doch leider wurde er nicht alt

Ihn plagten nächtens schlimme Träume
über längere Zeiträume
und FRIGG gar träumte seinen Tod
Sie glaubte, dass ihm etwas droht

und dachte, solches zu verhindern,
jedwed' Gefahr rasch zu vermindern
Was könnte diesen jungen Mann zerstör‘n? -
So ließ sie alle Wesen schwör‘n,

dem Sohn nie etwas anzutun
Und sie versprachen‘s. Nun
war erst mal Sicherheit gegeben
für dieses liebenswerte Leben

Nur schien der Mistelzweig allein
für diesen Eid noch viel zu klein
So hatte sie ihn übergangen.
Das wäre noch kein Grund zu bangen,

wär‘ da nicht LOKI, jener Gauner,
erzkluger, listenreicher Rauner,
der stets erreicht, was er erstrebt
und j e d e s Mittel da erwägt

Als alte Frau kam er zu FRIGG
und nutzte diesen Geistertrick
um das Geheimnis zu erfahren
Die Mutter konnte es nicht wahren,

erzählte von dem kleinen Zweig
und LOKI war sofort bereit
ihn aufzusuchen und zu holen.
Zum Pfeil geschnitzt mit einem Bogen

kam er in Asgards weite Hallen
All die Götter, die versammelten,
erprobten grade mit viel List,
ob Baldur unverwundbar ist

Man schoss auf ihn mit allen Dingen
und keinem wollte es gelingen,
ihn zu verletzen, dass er fiel
Ja, immer weiter trieben sie dies Spiel,

bis LOKI unter ihnen stand
mit Pfeil und Bogen in der Hand,
ihn Baldurs blindem Bruder gab
mit einem tückischen Auftrag,

den Bruder ebenfalls zu ehren -
Den HÖDUR konnt' man überreden
und LOKI führte dessen Hand ...
Der Pfeil, der traf - und Baldur sank

tödlich getroffen auf den Boden
Entsetzen war im Himmel oben
Die Untat schrie nach einer Sühne,
doch galt an diesem Ort der Friede

Das Licht nahm ab an diesem Tag
Ein Schiff, das wurde BALDURS Grab
An Wintersonnwend‘ kehrt's zurück:
das Licht, das uns'res Lebens Glück
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