Das THING

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Die Götter kamen jeden Tag
zum Weltenbaum und hielten Rat
In seinem Schatten wurd‘ erwogen,
der rechte Schluss daraus gezogen

Es herrschte Frieden an dem Ort,
es galt das freie, laut’re Wort
Das Recht, das stand und ward‘ geschützt,
so dass es allen dient und nützt

Die Nornen luden dazu ein,
denn Frauen mussten dabei sein,
dem Frieden eine Chance zu geben,
damit auch alle danach streben

So hielt man es denn auch auf Erden:
Gerechtigkeit sollt‘ sein und werden!
Man traf sich unter freiem Himmel,
fernab von allem Kriegsgetümmel,

besprach sich unter einem Baum,
ein jeder hielt sich dort im Zaum,
hielt Thing nach alter Götter Sitte,
sprach Recht, beriet die nächsten Schritte

Noch heute woll'n wir danach leben,
in Frieden miteinander reden,
gemeinschaftlich 'das Ding' entscheiden
Mög' uns ein guter Geist stets leiten!


Anm.: Das Thing ist die europäisch-nordische Wiege der Demokratie. Dort wurden politische Entscheidungen getroffen, Gesetze erlassen und Streitigkeiten beigelegt. Man versammelte sich unter einem bestimmten Baum ('Gerichtslinde') oder die Thingstätte wurde mit Steinen markiert. Daher rührt auch unser Wort Ding (engl. thing) für Sache, die ursprüngliche die Gerichtssache meinte. Das isländische Parlament heißt noch heute Althing, das norwegische Storting. Things fungierten oft auch als Orte der Begegnung und waren Handelsknotenpunkte und religiöse Zentren. Der Gott, der diese Versammlung schützte, war der Himmelsgott TYR (lat. Mars).

Informationen zum Gedicht: Das THING

98 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
17.09.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige