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Gedichte über Religion - Seite 76


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Das THING

Die Götter kamen jeden Tag
zum Weltenbaum und hielten Rat
In seinem Schatten wurd‘ erwogen,
der rechte Schluss daraus gezogen

Es herrschte Frieden an dem Ort,
es galt das freie, laut’re Wort
Das Recht, das stand und ward‘ geschützt,
so dass es allen dient und nützt

Die Nornen luden dazu ein,
denn Frauen mussten dabei sein,
dem Frieden eine Chance zu geben,
damit auch alle danach streben

So hielt man es denn auch auf Erden:
Gerechtigkeit sollt‘ sein und werden!
Man traf sich unter freiem Himmel,
fernab von allem Kriegsgetümmel,

besprach sich unter einem Baum,
ein jeder hielt sich dort im Zaum,
hielt Thing nach alter Götter Sitte,
sprach Recht, beriet die nächsten Schritte

Noch heute woll'n wir danach leben,
in Frieden miteinander reden,
gemeinschaftlich 'das Ding' entscheiden
Mög' uns ein guter Geist stets leiten!


Anm.: Das Thing ist die europäisch-nordische Wiege der Demokratie. Dort wurden politische Entscheidungen getroffen, Gesetze erlassen und Streitigkeiten beigelegt. Man versammelte sich unter einem bestimmten Baum ('Gerichtslinde') oder die Thingstätte wurde mit Steinen markiert. Daher rührt auch unser Wort Ding (engl. thing) für Sache, die ursprüngliche die Gerichtssache meinte. Das isländische Parlament heißt noch heute Althing, das norwegische Storting. Things fungierten oft auch als Orte der Begegnung und waren Handelsknotenpunkte und religiöse Zentren. Der Gott, der diese Versammlung schützte, war der Himmelsgott TYR (lat. Mars).
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DER GESTOHLENE HAMMER

Ein Schläfchen hält der Donnergott
den ganzen langen Winter
Wenn er sich räkelt und erwacht,
freu'n sich die Menschenkinder

auf neues Leben, Sonnenschein,
den warmen Frühjahrsregen
Doch hört, wie das sich einst zutrug
als THOR da so gelegen,

da kommt ein Riese, sieht den Gott
nebst seinem Hammer liegen
Er stiehlt ihn leis und nimmt ihn fort
Und THOR, der war am Wüten!

LOKI fliegt nach Riesenheim
und hört den TRYMR lachen
„Ihr bringt die schöne FREYA mir,
d a n n kann’s am Himmel krachen!“

Die Liebesgöttin darf nicht geh’n,
der Frühling braucht sie wieder!
Die Götter schmieden einen Plan,
doch THOR ist der zuwider

Denn sie verkleiden ihn als Frau,
so fliegen sie zum Riesen
Der freut sich schon auf seine Braut
und möchte sie genießen

Doch diese ist noch tief verschleiert
So wird erst mal gegessen
Die Braut verzehrt den ganzen Ochs
samt Fisch-Delikatessen

Drei Fässer Wein trinkt sie dazu
Der Riese ist argwöhnisch
"Gefastet hatte sie!‘ sagt LOKI,
erwartet Euch so sehnlich!"

Den Riesen schmeichelte das sehr:
„den Hammer holt mir, los!"
befahl er seinen treuen Dienern,
tat ihn in ihren Schoss

Die nahm ihn – und sie schleuderte
ihn auf des Riesen Stirn
Der sank zu Boden, starb sofort
Am Himmel sah man’s blitzen

und freute sich: sie ist zurück,
die Kraft des Wettergottes!
Die List war einwandfrei geglückt -
und mancher voll des Spottes


Anm.: Nach der nordischen Sage vom Raub des Mjölnir durch den Riesen TRYMR. Es war in alten Zeiten Brauch, zur Hochzeit einen THOR-Hammer in den Schoss der Braut zu legen, damit der Gott sie mit Fruchtbarkeit segne.
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