Gedichte Über Recht - Seite 2

Recht haben
oder: Besserwisser


Der Mensch - voila' - hat immer recht.
Man nennt´s: freie Meinungs-Kultur.
Der Unterschied ist wie ein Specht,
der laut klopft, oder leise nur.

Der eine sagt: ich denke mir.
Die andere: ich weiß.
Ein dritter schwört auf sein Pläsier
und noch einer läuft richtig heiß...

...Er hat die Wahrheit erst erfunden
und wird sie prompt beweisen -
im schlimmsten Falle über Stunden,
bis ihn auch letzte Zweifler preisen.

So zieht er heimwärts, spät zur Nacht.
Da muß er ja nichts melden.
Wenn es doch mal von draußen kracht,
markiert er laut den wahren Helden.

> Jetzt sind aber die Faxen dicke!, <
brüllt er mannhaft zum Fenster raus.
Und: > Dich reiß ich in kleinste Stücke,
du liderliche, kleine Laus! <

'Die kleine Laus' ruft: > Halt die Fresse! <
und reckt die furchtbar große Faust.
> Na gut, < nuschelt oben in Blässe
der den es sonst vor garnichts graust.

Ganz leis' und zart schließt er die Luken
und legt sich murrend schlafen.
Morgen kann er ja wieder spuken
und all die Doofen Lügen strafen.


© Ralph Bruse

Liebe Kinder, jetzt müsst ihr früher aufsteh'n,
ich weiß es wird schwer und tut so richtig weh.
Der Paragraph tausendsechshundertneunzehn
erklärt euch den Grund dafür im BGB.

:o)))

Als Normzeit betrachtet werden allgemein
circa sieben Stunden in einer Woche.
Das gilt, solltet ihr älter als vierzehn sein...
Ab jetzt beginnt eine neue Epoche!

:o)))

Ach hätte ich das bloß schon früher gewusst,
ich hätte eine Kinderschar und nicht nur zwei.
Daheim hätt' ich niemals arbeiten gemusst
und auch noch durch "Vermietung" verdient dabei...

:o)))



BGB
§ 1619 Dienstleistungen in Haus und Geschäft. Das Kind ist, solange es dem elterlichen Hausstand angehört und von den Eltern erzogen oder unterhalten wird, verpflichtet, in einer seinen Kräften und seiner Lebensstellung entsprechenden Weise den Eltern in ihrem Hauswesen und Geschäft Dienste zu leisten.

Wenn die Demokratie versagt,
der kleine Bürger fragt.
Warum ist alles so bedeppert,
dass es täglich scheppert?

Im Wappen die Arroganz,
so fängt er an, der Totentanz.
Man sägt im geschundenen Wald
und fordert das Ende bald.

Den Bürger lasst bitte auf der Strecke,
denn er wird sowieso verrecke.
Wer soll euch denn noch glauben,
mit euren Dollarzeichen in den Augen.

Die Götter und die Massen schweigen,
es läuft halt wieder der deutsche Reigen.
Ja, es geht vorwärts immer,
glaubt mir, bald wird's noch schlimmer.

Ernestine Freifrau von Mollwitz




mageba