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Gedichte über das Naturreich - Seite 260


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Die letzte Rose

Sie war ohne Verlust oder Gewinn
in unserem Ort die Rosenkönigin.
Ihr Garten glich dem Blütenmeer,
Rosen, alles nur Rosen ringsumher.

Stand man mit geschlossenen Augen,
konnte man viele Düfte saugen.
Düfte, die man nicht erklären kann,
denn sie locken gern den Mann.

Süß und betäubend für die Sinne,
aber auch anregend für die Minne.
Männer hätten Schlange gestanden,
wenn sie es nicht für blöd befanden.

Doch eines Tages, die Sonne stand tief,
die Sirene Männer zur Katastrophe rief.
Der Garten, der sonst eine Rosenpracht,
wurde vernichtet in beginnender Nacht.

Ein Auto, das viel zu schnell gerast,
kriegte die Kurve vorm Garten nur fast.
Es bretterte durch des Zaunes Latten,
und prallte an des Baumes Matten.

Dazwischen pflügte es wie der Wind
alle Rosenstöcke, ganz geschwind.
Die Rosenkönigin war mächtig sauer,
schon immer wollte sie eine Mauer.

Der Bürgermeister, ihr Verehrer,
kümmerte sich um den Zerstörer.
Sie schrieben lange ein Protokoll,
der Garten war mit Pflanzen voll.

Ein Mädchen, das vom Krach geweckt,
bückte sich und hat entdeckt,
unterm Auto, sehr gehemmt,
war eine Rose eingeklemmt.

Diese eine Rose hilflos zu sehen,
ließ sie in die Hocke gehen,
und auf Knien und ihrem Kinn,
robbte sie zu der Rose hin.

Die Rosenkönigin sah nur die Beine,
die dort unten ganz alleine,
hat ihre Jacke ausgezogen
und zur Erde hin gebogen.

Über ihre Ärmel Jacke hinweg
zog sie das Mädchen aus dem Dreck.
Und während ringsum alle lauthals krochen,
die beiden an der letzten Rose rochen.

21.11.2017 © W.R.Guthmann
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