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Gedichte über Natur - Seite 914


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Geheimnis im Wind

(Der Sterne Staub, der Sonne Wind …)

Ich
Ich weiß
Ich weiß nicht
Nicht ganz genau
Ein Blatt, nicht grün, nicht rot, schon gar nicht grau

Von wo es kam, ich sah es nicht
Es war recht dunkel, es gab nicht viel Licht

Vom Himmel ist es gefallen
Vom Aste eines Baumes
Es ist des schönste Blatt von allen!
Wie sollt es anders sein, im Reiche meines Traumes …

In Glanz und Schimmer
Voll Farbe strahlt es hell
Es atmet! Du glaubst es nimmer…
Entrollt sich dann erstaunlich schnell

Es hebt sich, senkt sich
Bedeckt mit weißem Flaum
Grünlich, gelblich
Lindgrün, trägt es einen gezackten Saum

Eine große Ader strebt vom Stiel zu des Blattes Spitze hin
Linealisch gerade in des Blattes Mitte drin
Die Ader verzweigt sich von dort auf des gesamten Blattes Breite
Sozusagen auf des Blattes Spreite

Die ausgesandten Äderchen treffen jedoch nicht am Rand des Blattes ein
Die Strahlenkraft der großen Ader war dazu wohl etwas klein
So haben sie sich die Äderchen kurz davor zum Kreis geschlossen
Noch während das Blatt aus schierem Nichts herausgeschossen

Ein paar Tröpfchen Tau
Des Waldes Stille
Des Himmels Blau
Des Malers Wille …

Ein paar Sonnenstrahlen
Eine Impression, die dunstig weißen langen, gespreizten spitzen Fingern gleicht
Der Dichter muss wort- und sinngewaltig prahlen
Mit dem, was für die Natur so federleicht

Zuletzt umfängt das Blatt die Nacht
Die für des Tages Ruh gemacht
Von wo es kam, ich sah es nicht
Beim sanften, kühlen Sternenlicht …

Schwebt und fliegt so in den nächsten Morgen ein
Ich schenk es dir! Dir ganz allein!


Caeli
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